„Baden-Württemberg hat eine gute ärztliche Versorgung“

Auf Anfrage des Staatsanzeigers Baden-Württemberg zur ärztlichen Versorgung im Land äußert sich Frank Winkler vom Verband der Ersatzkassen:

„Derzeit sehen wir in Baden-Württemberg weder bei den Fachärzten noch bei den Hausärzten einen Ärztemangel. Die Zuwachsraten bei den berufstätigen Ärzten zeigen vielmehr die hohe Attraktivität des Medizinerberufs. Einen Mangel an Ärzten gibt es nicht, aber ein Verteilungsproblem! In den meisten Planungsbereichen und Fachgruppen in Baden-Württemberg liegt im Gegenteil eine mehr als deutliche Überversorgung vor.

Das Land weist derzeit einen hohen Versorgungsgrad der Bevölkerung mit ambulanten ärztlichen Leistungen auf. In 49 Planungsbereichen herrscht derzeit sogar Überversorgung. Spitzenreiter ist Freiburg mit 150,1 Prozent. In einigen Gebieten müssen Überkapazitäten abgebaut und in Richtung der von Unterversorgung bedrohten Räume geleitet werden. Hier ist die Kassenärztliche Vereinigung gefordert, Arztpraxen in überversorgten Gebieten aufzukaufen und nicht mehr mit neuen Ärzten zu besetzen. Nur so kann es gelingen, dass Ärzte aus überversorgten Planungsbereichen in weniger versorgte umgelenkt werden und so eine bessere Gleichverteilung der Versorgungsstrukturen erreicht wird. Die dazu notwendigen Instrumente hat der Gesetzgeber den KVen mit dem Versorgungsstrukturgesetz bereits an die Hand gegeben.

In Einzelfällen kommt es im ländlichen Bereich lokal begrenzt zu Versorgungsengpässen. Bislang wurde in keinem Bereich eine Unterversorgung festgestellt. In der Regel ist davon auszugehen, dass Bereiche mit weniger Ärzten von benachbarten Planungsbereichen mit versorgt werden.

Eine Unterscheidung bei der Planung der Versorgungsdichte zwischen Haus- und Fachärzten ist dabei logisch und sinnvoll: Hausärzte sollen wohnortnah erreichbar sein. Hier kommt der Lotsenfunktion des Hausarztes eine besondere Bedeutung zu, da im Bedarfsfall auch durch eine Überweisung an einen weiter entfernten Facharzt die Behandlungsqualität gesichert werden kann. Bei Fachärzten ist die Wohnortnähe nicht für alle Fachgruppen zwingend erforderlich, zumal im ländlichen Raum nachgewiesenermaßen eine hohe Mobilität durch PKW und gut ausgebaute öffentliche Verkehrsanbindungen gegeben ist.

Den Akteuren im Gesundheitswesen allein wird es nicht möglich sein, strukturelle Defizite wie etwa Verkehrsanbindung, Bildungs- und Kulturangebote in einzelnen Regionen zu beseitigen. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Anreize zur Niederlassung, insbesondere von Hausärzten, müssen auch verstärkt von den Kommunen kommen. Hier gibt es bereits erste positive Ansätze.

Das GKV-Versorgungsstrukturgesetz hält im Falle einer möglichen Unterversorgung, von welcher wir in Baden-Württemberg weit entfernt sind, einen Instrumentenkasten vor: So erleichtern bessere Vertretungsmöglichkeiten die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie. Die Residenzpflicht wurde gelockert. Darüber hinaus sind Preiszuschläge, Zweitpraxen, die Ermächtigung von Ärzten in Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen sowie Eigeneinrichtungen von Kassenärztlichen Vereinigungen oder Kommunen möglich.

Sollte es zur Feststellung von Unterversorgung kommen, wovon wir derzeit in Baden-Württemberg meilenweit entfernt sind, kann durch die Beteiligung von Kliniken an der ambulanten Versorgung moderiert werden. Der vdek ist hierbei stets daran interessiert, ein mögliches Versorgungsproblem mit einer passgenauen Lösung pragmatisch und angemessen zu lösen, so dass eine gute Grundversorgung in der Fläche auch weiterhin gewährleistet bleibt.“

Kontakt

Frank Winkler
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Landesvertretung Baden-Württemberg

Tel.: 07 11 / 2 39 54 - 19
E-Mail: frank.winkler@vdek.com