Hitzeschutz - Wir übernehmen Verantwortung

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Unter dem Motto "Deutschland hitzeresilient machen - Wir übernehmen Verantwortung" ruft ein breites Bündnis dazu auf, die Gefahren zunehmender Hitzetage noch ernster zu nehmen und gesundheitlichen Hitzeschutz konsequent umzusetzen. 50 Institutionen und Verbände, darunter auch der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) sowie zahlreiche Akteure des Gesundheitswesens haben sich dem Bündnis angeschlossen.

Angesichts des Klimawandels und weiter steigender Temperaturen stellt Hitze längst auch in Berlin und Brandenburg ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar. Die Sommer werden immer heißer, Hitzetage nehmen zu (1) und ein deutlicher Anstieg der Sterbefälle während Hitzeperioden muss verzeichnet werden. Das Ausmaß der Zunahme von Hitzewellen hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von der zukünftigen Entwicklung der Treibhausgaskonzentrationen. Auch die Anzahl hitzebedingter Todesfälle in der Bevölkerung steigt mit wachsender Intensität und Dauer von Hitzeperioden.

Engagement des vdek zum Hitzeaktionstag 2024

Der Hitzeaktionstag verdeutlicht, viele Akteure haben sich aus eigener Initiative auf den Weg gemacht mit dem Ziel, nachhaltige Maßnahmen zur Vermeidung von Hitzeschäden und zur Minimierung von Gesundheitsrisiken zu etablieren.

In einem gemeinsamen Forderungskatalog sprechen sich die Organisationen dafür aus, einen klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes-, und kommunaler Ebene zu schaffen, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive ist die Dringlichkeit sehr hoch, Deutschland hitzeresilient zu machen. Das Hitzeschutzbündnis fordert daher die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die nötigen Investitionen unverzüglich in den entsprechenden Haushalten einzustellen. Deshalb beteiligt sich der vdek anlässlich des Hitzeaktionstags an einem Positionspapier mit politischen Kernforderungen für ein hitzeresilientes Deutschland.

Hitzeschutz in der Pflegeberatung

Die gesetzlichen Krankenkassen berücksichtigen im Rahmen der Weiterentwicklung des Leitfadens Prävention 2023 die Verbindungen von Klima und Gesundheit in ihrer Arbeit. Somit können Präventionsangebote der Krankenkassen nun auch Aspekte des Hitzeschutzes integrieren und dadurch unterschiedliche Zielgruppen direkt zum Thema erreichen.

Im Rahmen des Hitzeaktionstages initiierte der vdek ein Projekt zur Förderung des Hitzeschutzes in der Pflegeberatung, denn pflegebedürftige Personen sind durch die Klimakrise besonders gefährdet. Insbesondere Hitze stellt dabei ein großes Risiko dar. Daher müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Hitzekompetenz dieser Personen selbst, aber auch ihrer Angehörigen zu erhöhen. Um diese Menschen zu schützen, ist es essenziell, auch diejenigen zu sensibilisieren, die im direkten Kontakt zu ihnen stehen. Der Pflegeberatung kommt hier eine zentrale Rolle zu. Um den Hitzeschutz pflegebedürftiger Personen zu stärken, werden im Rahmen des Projektes zielgruppenspezifische Schulungen zum Thema Hitzeschutz für Pflegeberaterinnen und Pflegeberater entwickelt und durchgeführt. Das Projekt wird in Kooperation mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) umgesetzt.

Ältere und Vorerkrankte leiden besonders unter der Hitze

Älter Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen leiden besonders unter der Hitze. Der größte Anteil hitzebedingter Todesfälle (75 %) entfällt auf die Altersgruppe ab 75 Jahren (2)

Ältere Menschen können sich durch eine eingeschränkte Thermoregulation schlechter an Hitze anpassen. Da sie Hitze nicht mehr so gut wahrnehmen können und ein verringertes Durstgefühl haben, sind sie anfälliger für Hitzeschläge, Hitzekrämpfe und Hitzemüdigkeit. Einige Medikamente, die ältere Menschen häufig einnehmen, können die Thermoregulation des Körpers beeinträchtigen oder die Sensitivität gegenüber Hitze erhöhen. Dazu gehören beispielsweise Diuretika und Betablocker. Im Zuge des demographischen Wandels steigt der Anteil der älteren Bevölkerungsgruppen. Die steigende Zahl der potenziell von hitzebedingter Sterblichkeit Betroffenen ist die Folge.

Neben älteren Menschen zählen auch Vorerkrankte (vor allem Betroffene von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Nierenerkrankungen, Übergewicht, Diabetes), Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder, Menschen, die im Freien schwer arbeiten oder intensiv Sport treiben, Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen, sozial schlechtergestellte Personen und Obdachlose zu den von Hitzestress besonders betroffenen vulnerablen Bevölkerungsgruppen.

Hitze schränkt Produktivität und Wohlbefinden ein

Während Hitzeperioden wird das Gesundheitssystem durch eine erhöhte Krankheitslast verstärkt in Anspruch genommen. Es kommt zu vermehrten Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätzen. Auch werden erhöhte Frühgeburtsraten während Hitzewellen festgestellt. Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat gezeigt, dass Temperaturen über 35° C das relative Risiko einer Frühgeburt um bis zu 45 % steigern können.

Auch zeigt sich, dass Menschen in ihrer Produktivität und ihrem Wohlbefinden durch Hitze eingeschränkt sind. Eine aktuelle Umfrage der DAK belegt, dass 23 % der Beschäftigten sich bei Hitze stark belastet fühlten und 69 % eine Leistungseinschränkung angeben. 1,6 % gaben an, im vergangenen Sommer wegen gesundheitlicher Probleme aufgrund von Hitze krankgeschrieben worden zu sein. Dabei sind Pflegekräfte und Handwerker besonders betroffen. Die Ergebnisse zeigen, dass Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken.

Ältere Frau trinkt aus Wasserflasche - Ausschnitt

Unzureichendes Hitzeschutzwissen

Trotz dieser massiven Gesundheitsgefährdung sind Deutschland und das
deutsche Gesundheits- und Sozialwesen unzureichend auf Hitzeperioden vorbereitet (3) (Winklmayr et al. 2023). Zugleich ist die Kompetenz in der Bevölkerung ungenügend, Hitzegefahren zu erkennen und sich und besonders gefährdete Menschen entsprechend zu schützen. So zeigte eine Studie zur Wahrnehmung gesundheitlicher Risiken während Hitzeperioden, dass sich ein Großteil der älteren Personen zwischen 72 und 94 Jahren selbst weder als „vulnerabel“ noch als „alt“ einschätzte, wenngleich dieselbe Gruppe das Alter durchaus mit größeren gesundheitlichen Risiken durch Hitzewellen in Verbindung brachte. Selbst wenn sie sich bewusst waren, dass bestimmte Krankheiten mit erhöhter Vulnerabilität bei Hitze einhergehen, sahen sie diesen Zusammenhang trotz vorliegender Erkrankung nur für andere, aber nicht für sich selbst (4)

Auch die PACE-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass das Hitzeschutzwissen innerhalb der Bevölkerung trotz der zahlreichen Medienangebote zum Thema oftmals nicht ausreichend ist. Insgesamt hatten rund 60 % der Befragten angegeben, von den medial bzw. in ihrem Umfeld verfügbaren Informationen zum Thema Hitze nicht erreicht worden zu sein.