Gespräche am Fluss 2024

Was bedeutet die Krankenhausreform für die Versorgung in Bremen?

„Das übergeordnete Ziel in den nächsten Jahren muss es sein, die Personalknappheit zu bewältigen.“, sagte der bekannte Gesundheitsökonom, Prof. Jonas Schreyögg, am 17.05.2024 bei den Gesprächen am Fluss des vdek in Bremen.

Der Schlüssel dazu ist es, laut Prof. Schreyögg, die Belegungstage in den Krankenhäusern um rund 50 Prozent zu reduzieren. Um dies zu erreichen, bräuchte es eine Notfallreform, die die Patien:innen in die richtige Versorgungsschiene leitet, mehr Anreize für Versicherte, an der hausärztlichen Versorgung teilzunehmen, die Förderung der Behandlung im ambulanten Bereich und die Bildung ambulanter Versorgungszentren.

Der Verband der Ersatzkassen hatte die Veranstaltung organisiert, bei der es um die Krankenhausstrukturen, aber auch um die niedergelassene ärztliche Versorgung mit Umsetzung der Krankenhausreform ging.

Ambulantes Zentrum statt Klinikum LdW

Gesundheitssenatorin Bernhard zeigte auf, dass im Prozess mit der Verlagerung von Leistungsbereichen des Klinikums Links der Weser (LdW) und mit der geplanten Neunutzung des Areals des Klinikums als ambulantes Zentrum bereits elementare Schritte unternommen werden, um den Problematiken des Personalmangels und der gleichzeitig mangelnden Auslastung von Krankenhäusern entgegenzuwirken.

Ein Kernthema der Veranstaltung war die Ambulantisierung. Dr. Klingelhöfer, Geschäftsführer des Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen, wies darauf hin, dass es nur Sinn mache Leistungen ambulant zu erbringen, wenn auch die übrige Versorgungsstruktur stimmt und Patient:innen nach einer ambulanten Operation sicher versorgt sind.

Einig waren sich alle Beteiligten darüber, dass Leistungen konzentriert werden müssen, um Personal gezielter einzusetzen und die Qualität zu verbessern. Dies entspricht der Zielsetzung der Krankenhausreform, die in dieser Woche vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Torsten Barenborg, Leiter der vdek-Landesvertretung, brachte es auf den Punkt: „Wenn bundesweit nur 50 Prozent der onkologischen Fälle in zertifizierten Zentren behandelt werden, muss es unser Ziel sein, diese Zahl deutlich nach oben zu verändern.“

Weiterentwicklung bei den niedergelassenen Ärzt:innen

Auch der ambulante Bereich steht vor großen Herausforderungen. Bereits jetzt ist es für Patient:innen oft nicht einfach, einen Arzttermin zu bekommen. Die älter werdende Gesellschaft und die Verrentung von vielen älteren Ärzt:innen wird das Problem verschärfen.

Dafür gibt es auch Lösungsansätze, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung medizinischer Fachberufe, die mit erweiterten Kompetenzen die Ärzt:innen unterstützen können. Etwa der Studiengang der Physician Assistents der Hochschule Bremerhaven, wie Frau Hillebrecht, Präsidentin der Ärztekammer Bremen, erläuterte.

Prof. Schreyögg beschrieb die Vorteile größerer Versorgungseinheiten im ambulanten Bereich. Medizinische Versorgungszentren spielen eine immer größere Rolle, da junge Mediziner:innen nicht mehr unbedingt allein eine Praxis gründen und damit eine hohe unternehmerische Verpflichtung eingehen wollen. Vielmehr sind, sowohl bei Ärztinnen als auch bei Ärzten, immer mehr Flexibilität und Work-Life-Balance gefragt. „Größere Versorgungseinheiten können eine große Hilfe sein, dem Ärztemangel entgegenzusteuern und den Beruf niedergelassener Ärzte attraktiv zu machen“, so Prof. Schreyögg. Zudem würden in Deutschland deutlich mehr Patient:innen von Fachärzten versorgt als in anderen Ländern. Dort versorgen die Hausärzte umfassender, so der Gesundheitsökonom.

„Gemeinsam müssen wir erreichen, dass wir in zehn Jahren auf eine besser strukturierte Gesundheitslandschaft mit niedrigeren Sektorengrenzen blicken werden sowie auf eine Vielzahl medizinischer Fachberufe mit angemessener Kompetenz zur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten und wir müssen die Patienten bei der Orientierung im Gesundheitswesen besser unterstützen", sagte der Leiter der vdek-Landesvertretung abschließend.

Kontakt

Christiane Rings

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Bremen

Tel.: 04 21 / 1 65 65 - 76

E-Mail: christiane.rings@vdek.com

und

Birgit Tillmann

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Bremen

Tel.: 04 21 / 1 65 65 - 84
E-Mail: birgit.tillmann@vdek.com