4. Präventionskonferenz des Strategieforums Prävention des Landes Bremen

„Keine Prävention ohne Partizipation“

Prävention kann nicht ohne Partizipation gelingen. Darüber waren sich die Teilnehmenden der 4. Präventionskonferenz des Bremer Strategieforums einig, als sie sich am Mittwoch, 07.09.2022 im OTe-Saal in Osterholz-Tenever trafen. Aber wann und wie sollten die Menschen eingebunden werden, um deren Gesundheit es bei Präventionsprojekten geht? Darüber haben auf Einladung des Strategieforums Prävention des Landes Bremen etwa 100 Expert:innen aus dem Präventionsbereich, Verwaltung und Quartier diskutiert.

In ihrem Grußwort betonte die Senatorin für Frauen, Gesundheit und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, die doppelte Wirkung von Partizipation: „Sie macht den Fachleuten die Sichtweise der Bremerinnen und Bremer vielfältiger deutlich und motiviert zugleich, sich aktiv in die Mitgestaltung ihrer Lebenswelt für mehr Gesundheit einzubringen. Dafür müssen die Bremerinnen und Bremer aber auch aktiv angesprochen werden, denn Partizipation ist ein gemeinsamer Prozess und sie ist nicht einfach und schnell zu haben. Partizipation braucht gewachsenes Vertrauen, und daher brauchen wir dauerhafte Strukturen in der Prävention und Gesundheitsförderung.“

Stufenmodell der Partizipation beachten

Was genau Partizipation für jede und jeden einzelnen bedeutet, und welche Stufen bis dahin zu erklimmen sind, erläuterte die Federführerin des Strategieforums, Dr. Svenja Jacobs  vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) in Bremen: „Auf dem Weg zu Mitbestimmung und Entscheidungskompetenz sind viele Hürden zu nehmen. Dafür braucht es Lösungsansätze, die wir auf dieser Konferenz diskutieren wollen.“

Unter dem Gesichtspunkt der Partizipation berichteten vier Projekte, die von den Sozialversicherungsträgern und dem Land Bremen finanziell gefördert wurden oder werden.* So hat es sich die Lebenshilfe Bremen mit „ELGE – einfach gesund und lecker essen, das kann ich“ zum Ziel gemacht, in ihren Wohngruppen für geistig Beeinträchtigte mit den Bewohnenden zusammen auf möglichst einfache und gesunde Ernährung zu achten. In die Projektentwicklung eng eingebunden sind auch Bewohner:innen, die sich mit ihren Kompetenzen und Wünschen eingebracht haben. So berichtete Nadine van de Gabel, die in der Steuerungsgruppe sitzt, sie sei durch die Beteiligung mutiger geworden. Mittlerweile sind unter anderem ein Ernährungsstandard für den Wohnbereich der Lebenshilfe und Rezepte in leichter Sprache entwickelt worden, die von allen nachgekocht werden können.

"Kinder haben gute Ideen"

Eine bekannte Erfolgsgeschichte sind bereits die Gesundheitsfachkräfte an Schulen (Gefas), die zunächst von Sozialversicherungsträgern und Land gemeinsam gefördert wurden und seit 2021 zum Gesundheitsamt gehören. Die mittlerweile zwölf Gefas vermitteln in 24 Grundschulen Informationen über gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung, Hygiene und Medienkonsum. Primär wenden sie sich an die Schüler:innen, beziehen aber auch die Eltern und andere Einrichtungen im Stadtteil mit ein. Auch hier werden die Beteiligten mit beteiligt: „Die Kinder haben viele Ideen, man muss sie nur fragen!“, schilderte die Gefa Julia Strunz stellvertretend für ihre Kolleg:innen.

Auch die Langzeitarbeitslosen, die beim Projekt „Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt“ mitmachen, wissen selbst am besten, was ihnen gut tut. Noch bis zum Ende des Jahres 2022 läuft das bundesweite Projekt auch an allen Bremer Jobcentern. Durch Gesundheitsangebote, die möglichst auf die Teilnehmenden zugeschnitten werden, soll die subjektive Gesundheit von arbeitslosen Menschen gestärkt und damit letztlich ihre Reintegration in den Arbeitsmarkt gefördert werden.

Zurück in die Arbeitswelt ist ebenfalls das Ziel von „Rehapro – Rehakompass“, ein Projekt der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen, das sich speziell an psychisch oder suchtbelastete Menschen wendet. So genannte Rehalots:innen beraten Teilnehmende, ermöglichen ihnen eine zweitägige Schnupper-Reha, um Vorurteile und Ängste abzubauen, und helfen bei der Beantragung einer Reha-Maßnahme.

In der Pause stellten sich die Projekte im Forum vor. Ebenfalls vertreten: Die Koordinierungsstelle Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), die auf das Thema BGF in Betrieben und Pflegeeinrichtungen aufmerksam machte und Infomaterial an Interessierte verteilte. Moderiert wurde die Veranstaltung mit einigem persönlichen Input von Gülcan Yoksulabakan-Üstüay, Diversity-Referentin vom Aus- und Fortbildungszentrum des Landes Bremen.

Partizipation bedeutet Kommunikation

Dass erfolgreiche Partizipation auch immer Kommunikation bedeutet, betonte Ina Schaefer von der Alice Salomon Hochschule Berlin in ihrem Input. „Alle Perspektiven müssen auf den Tisch kommen und am Ende wird im besten Fall gemeinschaftlich entschieden.“ Für eine gelingende Kommunikation gebe es Methoden, die man erlernen könne, so Schaefer. In anschließenden Kleingruppen besprachen die Teilnehmenden, was Partizipation für sie bedeutet und wo sie noch zu verbessern ist, ob im Alltag oder in der gesundheitlichen Prävention.

Abschließend erläuterte Daniel Rosenfeldt vom Programmbüro des GKV-Bündnisses für Gesundheit in Bremen, in seinem Kurzvortrag den Stellenwert, den die Partizipation bereits bei Antragstellung und Förderung durch die gesetzlichen Krankenversicherungen hat. Am Ende der Veranstaltung waren die Organisator:innen sehr zufrieden mit der großen Resonanz und planen bereits die 5. Präventionskonferenz.

(* Die Projekte stellen sich auch in einem Video vor, das unter https://www.praevention-bremen-bremerhaven.de/unsere-arbeit/praeventionskonferenz/ zu sehen ist.)

Zum Hintergrund:

Mit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes haben die gesetzliche Krankenversicherung und Pflegeversicherung mit den Trägern der gesetzlichen Renten- und Unfallversicherung sowie dem Land Bremen am 07.12.2016 eine gemeinsame Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung der nationalen Präventionsstrategie abgeschlossen. Die Beteiligten der Landesrahmenvereinbarung gründeten unter weiterer Beteiligung der Agentur für Arbeit das Strategieforum Prävention des Landes Bremen. Die Aufgabe des Strategieforums Prävention ist es, die bundesweit vereinbarten Präventionsziele im Bundesland Bremen auf Basis landesbezogener Schwerpunkte umzusetzen.