"Selbsthilfe im Wandel" - Gesundheitsforum mit Verleihung des Hamburger Selbsthilfepreises 2014

Bei der vom Verband der Ersatzkassen organisierten Fachtagung zum Thema "Selbsthilfe im Wandel" stand zum einen die Zukunft der Selbsthilfe in der Hansestadt im Mittelpunkt. Zum anderen würdigten die rund 70 geladenen Gäste in der Handelskammer mit einer feierlichen Verleihung die Preisträger des "Hamburger Selbsthilfepreises 2014".

Die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kathrin Herbst, betonte in ihrer Begrüßung, die Selbsthilfe sei kein Randgebiet mehr, sondern ein wichtiger Bestandteil im Gesundheitswesen. In der Hansestadt gibt es etwa 1.000 gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen mit rund 20.000 Aktiven. Die Ersatzkassen haben die Selbsthilfe im vergangenen Jahr mit rund 250.000 Euro gefördert.

In ihrem Grußwort bezeichnete Hildegard Esser, Leiterin der Abteilung Gesundheit der Gesundheitsbehörde, die Selbsthilfe in der Hansestadt als „Erfolgsgeschichte“. Sie habe von Anfang an zur Demokratisierung des Gemeinwesens beigetragen. Die Behörde wache daher darüber, dass die Hilfen zur Selbsthilfe den sich ständig ändernden gesellschaftlichen Bedingungen angepasst würden. 

Den ersten Schwerpunkt der Fachveranstaltung bildete anschließend das Impulsreferat von Dr. Christopher Kofahl vom Institut für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er stellte erstmals eine auf Hamburg bezogene Auswertung von ersten Ergebnissen einer bundesweiten Studie zur Lage von Selbsthilfegruppen vor. Ergebnis: Den Hamburger Selbsthilfegruppen fehlt es meist nicht an Geld, sondern vor allem an jüngeren und engagierten Mitgliedern. „Die meisten Gruppen sind in einer stabilen Situation und meist zufrieden mit ihren Ressourcen“, betonte Dr. Kofahl. Geld von der Pharmaindustrie erhält laut Auswertung nur ein sehr geringer Teil der Hamburger Gruppen. Der Forscher koordiniert die großangelegte Studie "Gesundheitsbezogene Selbsthilfe in Deutschland", die über mehrere Jahre läuft und vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wird. Mit dem mit insgesamt 2.500 Euro dotierten Selbsthilfepreis drücken die Ersatzkassen ihre große Anerkennung aus für die Arbeit der vielfältigen Gruppen in der Hansestadt. Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr wie folgt aufgeteilt: 1500 Euro gingen an die Initiative Autismus e.V., die von Eltern betroffener Kinder gegründet wurde, für ihre engagierte und außerordentlich vernetzte Arbeit. Besonders im schulischen Bereich konnte der seit 2009 aktive Verein viele Verbesserungen erreichen.

Im Anschluss an den Fachvortrag fand die Verleihung des "Hamburger Selbsthilfepreises 2014" statt. Den mit 1000 Euro dotierten Preis für die Einzelleistung erhielt die 76-jährige Christa Borstelmann, die vor mehr als 40 Jahren zu den Mitbegründern des Hamburger Landesverbands der Deutschen Rheuma-Liga gehörte. Als junge Frau war sie an schwerer Rheumatoider Arthritis erkrankt und gründete eine Selbsthilfegruppe. Noch heute leitet sie diese, organisiert Fachvorträge und berät mit großem Engagement Rat suchende Betroffene.

In seiner Laudatio würdigte Professor Alf Trojan vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Rheuma-Expertin Christa Borstelmann als „Motor“ der Selbsthilfe mit einer beeindruckenden Lebensbilanz. Menschen, die bereit sind, Initiative und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, werde die Selbsthilfe immer brauchen, so der Wissenschaftler. Als „vorbildlich“ bezeichnete die Geschäftsführerin der Patienten-Initiative, Kerstin Hagemann, in ihrer Laudatio das Engagement der Elterninitiative Autismus e.V. Die Beratung zum Thema Autismus in Hamburg sei jetzt viel besser als noch vor wenigen Jahren.  „Nicht ohne uns über uns“, das Motto  der UN-Behindertenrechtskonvention, bringe auf den Punkt, worin die besondere Qualität der Arbeit der Initiative liege.   

 

Gruppenbild Jury und Preisträger des Hamburger Selbsthilfepreises 2014
Jury und Preisträger des Selbsthilfepreises 2014: (v.l., hintere Reihe) Dr. Stefanie Baas, Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V., Dr. Cornelia Werner, Hamburger Abendblatt, Dr. Christopher Kofahl, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christa Borstelmann, Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Hamburg e.V., Antje Horn-Engeln, Autismus Hamburg e.V., Udo Steinwandel, Autismus Hamburg e.V., Christiane Jochims, Autismus Hamburg e.V., Janine Temming, Autismus Hamburg e.V., Sabine Heitmann, DAK-Gesundheit, Kathrin Herbst, vdek-Landesvertretung Hamburg (v.l, vorne) Kerstin Hagemann, Patienten-Initiative e.V., Anabel Cornago, Autismus Hamburg e.V.