Pflegekräfte in Hamburger Kliniken müssen immer mehr Patienten gleichzeitig versorgen

"Der Trend muss gebrochen werden. Das sind wir den Patienten schuldig."

Die Schere zwischen der Zahl der Pflegekräfte, der Mediziner und der Fälle in Hamburger Krankenhäusern geht immer weiter auseinander: Die Zahl der Ärzte stieg nach aktuellen Daten der Gesundheitsbericht-erstattung des Bundes im Zeitraum zwischen 2006 und 2016 um rund 45 Prozent. Bei den Fällen ergab sich auf hohem Niveau ein Plus von 29 Prozent.

Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Pflegekräfte in Hamburg jedoch lediglich um 25 Prozent zu. Betrachtet man einen Zeitraum von rund 20 Jahren im Rückblick, zeigen sich nur minimale Veränderungen bei den Pflegekräften (siehe Grafik).

Das bedeutet, dass die Zahl der Patienten, die eine Pflegekraft zu versorgen hat, zwangsläufig zugenommen haben muss. Wenn sich eine Pflegekraft jedoch um zu viele Patienten gleichzeitig kümmern muss, können vermehrt Behandlungsfehler auftreten.

Diskussion über Wege aus der Pflegemisere

 „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Krankenhäuser immer mehr Ärzte und Fälle verzeichnen, während die Pflegestellen im Verhältnis dazu nicht angemessen zunehmen“, sagte die Leiterin der Landesvertretung Hamburg des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Kathrin Herbst anlässlich des 9. Hamburger Gesundheitstreffs der Ersatzkassen am heutigen Donnerstagabend. „Dieser Trend muss gebrochen werden. Das sind wir den Patienten schuldig!“

Bei der Veranstaltung unter dem Titel „Gute Pflege im Krankenhaus: Jetzt die richtigen Weichen stellen!“ diskutieren Vertreter der Politik, der Wissenschaft, der Krankenhäuser und der Gewerkschaften über Wege aus der Pflegemisere.

Der vdek begrüßt, dass die Bundesregierung mit dem jüngst beschlossenen Pflegepersonal-Stärkungsgesetz die Situation der Pflege in Kliniken verbessern will. Positiv bewertet der Verband die Einführung eines „Pflegequotienten“. Der Quotient gibt wieder, ob die Krankenhäuser die Pflegeerlöse, die sie erzielt haben, in eine entsprechende Pflegebesetzung überführt haben oder nicht. Häuser, die eine zuvor festgelegte Untergrenze unterschreiten und nicht genügend Pflegekräfte beschäftigen, sollen sanktioniert werden.

Aus Sicht des vdek ist es richtig, dass der Bundesgesundheitsminister hier für mehr Transparenz sorgt. Es darf sich nicht mehr für Krankenhäuser rechnen, an der Pflege zu sparen. „Ob das Gesetz erfolgreich wird, auch in Hamburg, bemisst sich daran, ob mehr qualifizierte Pflege unmittelbar am Bett des Patienten ankommt“, betonte die Leiterin der Landesvertretung, Kathrin Herbst.

Zum Hintergrund

Die Zahl der Ärzte stieg nach Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes von 3.575 im Jahr 2006 auf 5.192 im Jahr 2016. Die Zahl der Fälle wuchs im gleichen Zeitraum von 394.933 auf 508.515. Die Zahl der Pflegekräfte nahm von 7.466 auf 9.298 zu.

Kontakt

Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Hamburg

Tel.: 0 40 / 41 32 98 - 20
E-Mail: stefanie.kreiss@vdek.com