Krankenkassen kritisieren Flut neuer Krankenhausbetten und Zentren

"Hamburg braucht echte Leuchttürme, keine gefühlten"

In Hamburg sind zum Jahreswechsel fast 400 neue Krankenhausbetten geschaffen worden. Dies geht aus der Zwischenfortschreibung des Krankenhausplans 2020 der Gesundheitsbehörde hervor. Gleichzeitig weist die Behörde erstmals Zentren für besondere Aufgaben aus.

Die gesetzlichen Krankenkassen begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme zum Krankenhausplan das Vorhaben der Gesundheitsbehörde, Qualitätsanforderungen als verbindliches Kriterium in der Planung umzusetzen. Das verbessert die Versorgungsqualität, macht Unterschiede zwischen den Krankenhäusern sichtbarer und fördert die Sicherheit der Patienten.

Nicht im Sinne der Versicherten ist jedoch nach Ansicht des Verbands der Ersatzkassen die Schaffung Hunderter neuer Betten. Die angekündigte Anzahl entspricht einem Plus von rund drei Prozent im Vergleich zum bisher gültigen Plan.

 „Während in anderen Regionen immer mehr Eingriffe ambulant erbracht und Betten tendenziell abgebaut werden, geht in Hamburg der Bettenaufbau ungebremst weiter“, sagte die Leiterin der vdek-Landesvertretung, Kathrin Herbst. „Und das, obwohl die Hamburger Bevölkerung im Durchschnitt so jung ist wie nirgendwo sonst in Deutschland und eine vergleichsweise geringe Krankheitslast aufweist.“

Auch die Investitionen des Landes Hamburg halten mit diesen Planungen nicht Schritt, so dass die Finanzierung der zusätzlichen Betten teilweise aus den Mitteln der Versicherten geleistet werden – Mittel, die für die Behandlung von Patienten vorgesehen waren und die dort anschließend fehlen. „Wenn Hamburg sich entscheidet, gegen den Bundestrend Betten aufzubauen, ist eine höhere Investitionsquote zwingend notwendig“, so Herbst. Unter dieser Quote versteht man die Entwicklung der Investitionen des Landes im Verhältnis zu den Krankenhausausgaben. Die nach Expertenmeinung notwendige Investitionsquote von acht bis zehn Prozent wurde in Hamburg zuletzt annähernd im Jahr 2008 erreicht.

Kritisch sehen die gesetzlichen Krankenkassen in ihrer gemeinsamen Stellungnahme außerdem, dass Hamburg insgesamt 32 Zentren ausweist. Zentren sollten sich objektiv durch außergewöhnliche Fachexpertise auszeichnen, die gegenüber ansonsten vergleichbaren Leistungserbringern der Spitzenmedizin deutlich heraussticht. Nur wenn diese Leuchtturm-Funktion gegeben ist, können sich Patienten sinnvoll orientieren.

Vom Gesetzgeber wird außerdem betont, dass es sich bei den Leistungen, die ein Zentrum erbringt, um eine Besonderheit handelt – um besondere Aufgaben, die nur in eng begrenzten Ausnahmefällen vorliegen können.

Dass sich jetzt an fast jedem Hamburger Krankenhaus ein Zentrum befindet, legt die Vermutung nahe, dass der Begriff zu großzügig verwandt wird. „Wir brauchen echte Leuchttürme, keine gefühlten“, so Herbst.

 

 

Kontakt

Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Hamburg

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