Pflegebedürftige müssen monatlich mehr zahlen als im Vorjahresvergleich

vdek: Hansestadt muss endlich die Investitionskosten übernehmen

Die Eigenanteile, die Pflegebedürftige in Hamburger Pflegeheimen aus eigener Tasche zahlen müssen, steigen weiter. Die höchsten Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr haben Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthalts. Hier stieg die monatliche Eigenbeteiligung innerhalb eines Jahres im Durchschnitt um 252 Euro (2022: 2.184 Euro; 2023: 2.436 Euro).

Pflegebedürftige mit einer Aufenthaltsdauer ab zwölf Monaten zahlen 210 Euro mehr (2022: 2.015 Euro; 2023: 2.225 Euro). Eine Aufenthaltsdauer ab zwei Jahren schlägt mit einem Plus von 167 Euro (2022: 1.847 Euro; 2023: 2.014 Euro) und ab drei Jahren mit 115 Euro (2022: 1.636 Euro; 2023: 1.751 Euro) zu Buche. Das Bundesland liegt damit bei der Höhe der Kosten unter dem Bundesdurchschnitt und an zehnter Stelle im Vergleich der Bundesländer.

Die Eigenanteile setzen sich zum einen zusammen aus den pflegebedingten Aufwendungen, dem sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE). Und zum anderen aus Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten. Dass sich die finanzielle Belastung je nach Aufenthaltsdauer unterscheidet, hängt mit dem gestaffelten Zuschuss zusammen, den die Pflegekassen seit 2022 zu dem EEE beisteuern.

Obwohl die Pflegekassen 2023 bundesweit wohl mehr als vier Milliarden Euro für die Zuschüsse ausgeben werden, hat der EEE damit für Pflegebedürftige, die bis zu zwei Jahre im Heim sind, bereits das Niveau von vor der Einführung der Zuschüsse deutlich überschritten. Ende des Jahres 2021 lag der EEE im Bund für alle Pflegebedürftigen bei 912 Euro.

Plus bei den Eigenanteilen durch steigende Löhne

Gründe für die Kostensteigerungen ist vor allem die seit Herbst 2022 geltende Tariftreue-Regelung, wonach die Pflegekräfte mindestens nach Tarif zu vergüten sind und diese Kosten eins zu eins in den Pflegesatz eingepreist werden müssen.

„Wir treten sowohl für eine faire Bezahlung der Pflegekräfte ein, als auch für die Sicherstellung einer angemessenen Personaldecke in den Pflegeheimen. Aber die Beitragszahlenden allein können die Kosten dafür nicht übernehmen. Bei solch hohen Eigenanteilen bleibt Pflege ein Armutsrisiko“, sagte Ralf Baade, stellvertretender Leiter der vdek-Landesvertretung Hamburg.

Die Anfang 2024 durch eine gesetzliche Neuregelung in Kraft tretende Erhöhung der Zuschläge durch die Pflegekassen wird die Entwicklung vermutlich nur kurzfristig dämpfen, so Baade weiter. „Deshalb brauchen wir eine schnelle Lösung, mit der Pflegebedürftige nachhaltig entlastet werden und die nicht allein die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler stemmen müssen. Teil dieser Lösung muss es sein, dass die Bundesländer endlich verpflichtet werden, die Investitionskosten vollständig zu übernehmen – auch das Bundesland Hamburg.“

In Hamburg würde die vollständige Übernahme Pflegebedürftige um bis zu 569 Euro im Monat entlasten. Unter Investitionskosten versteht man unter anderem die Kosten für die Modernisierung von Gebäuden.

Internetportal www.pflegelotse.de macht Qualität und Kosten transparent

Bei den Ergebnissen der vdek-Datenauswertung handelt es sich um Durchschnittswerte in Hamburg. Im Detail werden für jeden Kostenbereich die jeweiligen Vergütungssätze der Pflegeheime des Stadtstaats zusammengezählt und durch die Anzahl der entsprechenden Einrichtungen geteilt. Da es sich um Durchschnittswerte handelt, können die tatsächlichen Kosten – und damit auch die Eigenbeteiligung – je nach Heim deutlich höher oder niedriger sein.

Bei der Suche nach einem Heim können Pflegebedürftige über www.pflegelotse.de herausfinden, wie hoch der individuelle Anteil ist, den sie konkret selbst finanzieren müssten. Ganz wichtig ist auch die Transparenz über die Pflegequalität der Heime: Dazu informiert das Online-Portal auf der Grundlage objektiver Prüfergebnisse.

Weiterführende Informationen: https://www.vdek.com/LVen/HAM/fokus/Pflege.html

Kontakt

Stefanie Kreiss
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Hamburg

Tel.: 0 40 / 41 32 98 - 20
E-Mail: stefanie.kreiss@vdek.com