"Krankenhausreform - Der große Wurf?" Bericht zur vdek-Veranstaltung am 18.09.2015

Wird die geplante Krankenhausreform für die Patienten zu einem Plus an Qualität führen, oder einigen sich alle Beteiligten nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner? Wird die Krankenhausversorgung am Ende für die Patienten nicht besser, sondern nur teurer? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich Experten aus Politik, Wissenschaft, der Leistungserbringer und Kostenträger im Rahmen der Veranstaltung des vdek Hessen „Krankenhausreform – Der große Wurf?“, die am 18.09.2015 in Frankfurt stattfand.

Blick in einen Veranstaltungssaal mit Publikum und Bühne
Die vdek-Veranstaltung „Krankenhausreform – Der große Wurf?“ am 18.09.2015 in Frankfurt

Es wurde kontrovers diskutiert und so manches heiße Eisen angefasst. Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, sieht positive Aspekte in der Reform, hält punktuelle Nachbesserungen jedoch auch für dringend angeraten. Die Einrichtung eines Strukturfonds mit dem Ziel, Überkapazitäten abzubauen und gute Versorgungsangebote zu konzentrieren sei positiv, so Ackermann. Sie sagte jedoch weiter: „Auch die Krankenkassen melden Kritik an, u. a. wegen der ungelösten Probleme bei der Finanzierung durch die Länder und der leider nur unverbindlichen Formulierungen zur Qualitätsorientierung.“

Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, am Rednerpult
Claudia Ackermann, Leiterin vdek-Landesvertretung Hessen

Stefan Grüttner, hessischer Staatsminister für Soziales und Integration, äußerte sich positiv zur anstehenden Reform. Zwar sei gerade bei der Finanzierung noch nicht alles rund, aber ansonsten viele Themen auf einem guten Weg. Grüttner ergänzte: „Die Krankenhausreform ist nicht gedacht für Krankenhäuser und Krankenkassen, sie ist gedacht für Patienten und deren Interessen.“

Stefan Grüttner, Staatsminister für Soziales und Integration, am Rednerpult
Stefan Grüttner, Staatsminister für Soziales und Integration, vor Teilnehmern

Mit Hilfe der Krankenhausreform sollen die Weichen für die Krankenhausstruktur der Zukunft  gestellt werden. Doch sind die Weichen tatsächlich richtig gestellt? Dieter Bartsch, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, äußerte sich kritisch zur Reform und sieht Nachbesserungen als dringend nötig an. Zusätzlich mahnte er, auch in den Ballungsräumen nicht vorschnell von einer Überversorgung zu sprechen.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, und Dieter Bartsch, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, am Rednerpult
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende vdek e. V. und Dieter Bartsch, Präsident, Hessische Krankenhausgesellschaft e. V.

Im Rahmen der Veranstaltung hielt Prof. Dr. rer. pol. Andreas Beivers von der Hochschule Fresenius in München einen Impulsvortrag zu den aktuellen Herausforderungen der Krankenhausplanung mit besonderem Fokus auf Qualität und Notfallversorgung. Prof. Beivers ist Mitverfasser der Studie „Krankenhausversorgung 2.0“, die der vdek im Jahr 2014 in Auftrag gegeben hatte. Neben zahlreichen gesundheitsökonomischen Betrachtungen führte Beivers aus, dass 2013 43 Prozent der Patienten den Weg ins Krankenhaus über die Notaufnahme gefunden hätten. Die Notaufnahmen seien aus diesem Grund überbelastet. Beivers sprach von einer Diskrepanz zwischen einem subjektiv empfundenen und einem objektiven Notfall; eine eindeutige Klassifizierung sei wünschenswert.

Prof. Dr. rer. pol. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius, am Rednerpult
Prof. Dr. rer. pol. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius, München

Ulrike Elsner, die Vorstandsvorsitzende des vdek, sagte: „Das Ziel des Gesetzes ist es, die Struktur zu verbessern, damit die Krankenhäuser, die wir auch angesichts der demografischen Entwicklung brauchen, vernünftig finanziert werden können. In den Ballungsräumen gibt es eine Überversorgung, man muss darüber nachdenken, ob für die künftige Versorgung alle Krankenhäuser notwendig sind. Hierbei muss die Qualität der Versorgung ein wesentliches Beurteilungskriterium sein.“

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, am Rednerpult
Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende vdek e. V.

Prof. Dr. Edgar Franke, MdB und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag und Jochen Metzner, Referatsleiter Krankenhausversorgung im hessischen Sozialministerium nahmen engagiert an der anschließenden Podiumsdiskussion teil. Franke sagte u. a.: „Die Reform geht in die richtige Richtung.“ Jochen Metzner ergänzte hinsichtlich der geplanten Qualitätsstandards: „Ziel des Gesetzes ist es nicht, schlechte Leistungen zu erhalten. Mögliche Abschläge dienen als Chance zur Bewährung, dauerhafte Abschläge wird es nicht geben.“

Jochen Metzner, Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, und Prof. Dr. Edgar Franke, Vorsitzender der Gesundheitsausschusses, auf der Veranstaltungsbühne
Jochen Metzner (li) und Prof. Dr. Edgar Franke (re)

Unter der Leitung der Moderatorin Petra Boberg wurde angeregt diskutiert, wobei die Fragen zur ausreichenden Finanzierung der geplanten Reform, Qualitätsaspekten und möglicher Abschläge bei Leistungen minderer Qualität und „tatsächlicher“ Überversorgung in den Mittelpunkt traten.

Die Krankenhausreform wird im November im Bundesrat beraten und soll zum 1. Januar 2016 in Kraft treten.

Materialien und Bilder von der Veranstaltung

Begrüßung zur vdek-Veranstaltung "Krankenhausreform - Der große Wurf?" durch Claudia Ackermann, Leiterin der Landesvertretung Hessen

Impulsvortrag Prof. Dr. rer. pol. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius, München