vdek-Ersatzkassenforum 2022

Gesundheit goes digital – Pioniere in Hessen stellen sich vor

Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist eine der besten der Welt. Gleichzeitig hat Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens im internationalen Kontext großen Aufholbedarf und liegt weit hinter den Vorreitern wie Estland, Kanada und Dänemark zurück.

Warum dies so ist und in welchen Bereichen eine bessere digitale Vernetzung auch in Hessen zu einer besseren Versorgung der Patientinnen und Patienten in Hessen führen würde, wurde am 04.05.2022 beim vdek-Ersatzkassenforum 2022 „Gesundheit goes digital – Pioniere in Hessen stellen sich vor“ in der Evangelischen Akademie lebhaft diskutiert.

Leben und Gesundheit der Menschen in Deutschland könnten besser geschützt werden, wenn die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen verantwortlich und wissenschaftlich sinnvoll genützt würden. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten zum Thema „Digitalisierung für Gesundheit – Ziele und Rahmenbedingungen eines dynamisch lernenden Gesundheitssystems“ des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen aus dem Jahr 2021. Auch die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hebt in ihrem aktuellen Jahresgutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands u.a. den erheblichen Rückstand bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hervor, nicht nur gegenüber vielen europäischen Nachbarn, sondern auch darüber hinaus. Doch was sind die Gründe dafür?

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Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, bei ihrer Begrüßung

Wichtig bei allen Überlegungen ist immer, dass der Nutzen der jeweiligen Anwendung für die Versicherten im Mittelpunkt steht"

forderte Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, in ihrer Begrüßung vor mehr als geladenen Gästen aus der hessischen Gesundheitswirtschaft.

Im Anschluss an die Vorstellung zweier sehr unterschiedlicher Best-Practice-Beispiele durch Dr. Michael von Wagner, Chief Medical Informatics Officer und Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung des Universitäts­klinikums Frankfurt, und Tina Possel-Dölken, Prokuristin der Hamm Kliniken GmbH & Co. KG, moderierte Stefan Schröder eine lebhafte Podiumsdiskussion.

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Rege Diskussion auf dem Podium

Dabei wurde u.a. auf die Frage eingegangen, ob ein Spannungsverhältnis zwischen Datenschutz und der Nutzung anonymisierter Gesundheitsdaten z.B. zur Verbesserung von Behandlungsmethoden besteht. Wie können Patientennutzen und Datenschutz besser in Einklang gebracht werden? Was muss getan werden, um die digitale Kompetenz aller zu verbessern? Welche politischen Rahmenbedingungen können die Digitalisierung im Gesundheitswesen fördern?

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Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, im Gespräch mit Moderator Stefan Schröder

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek), erklärte: „Gut ist, dass die Vorteile der Digitali­sierung immer mehr in der Versorgung ankommen. Eine Heraus­forderung bleibt, die Versicherten und Leistungserbringer in ihrer Digitalkompetenz zu stärken. Digitalisierung darf keine Barriere sein, hier kann eine stärkere Standardisierung nützen.“

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Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung

Die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Dr. Kristina Sinemus, betonte: „Digitale Technologien im Gesundheitswesen ersetzen nicht den persönlichen Kontakt zur Ärztin oder zum Arzt, sondern ergänzen ihn. Videosprechstunden, Gesundheits-Apps und Onlinetrainings können aber Ärzte entlasten und gleichzeitig eine bessere medizinische Betreuung in der Fläche ermöglichen. Dafür haben wir unter anderem unser Kompetenzzentrum E-Health gegründet, fördern gezielt Start-ups und stärken mit den Zielen aus unserer Hessischen Digitalstrategie auch den Trend zur digitalen Gesundheit“.

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Lebhafte Diskussion vor mehr als 40 geladenen Gästen

Im weiteren Diskussionsverlauf wurden insbesondere die Art der Umsetzung der DSGVO in Deutschland und damit verbundene Datenschutzbedenken als ein großes Hemmnis bei der weiteren Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens identifiziert.

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Dr. Nils Gaebel, Leiter des Referates 2.4 (Gesundheit und Pflege) beim Hessischen Beauftragten für Daten­schutz und Informationsfreiheit.

„Der Datenschutz ist kein Verhinderer von Digitalisierung, Behandlung oder Forschung. Auch wenn es bei einzelnen Fachverbänden gerade wieder sehr in Mode ist, eines oder alles davon zu behaupten“, widersprach Dr. Nils Gaebel, Leiter des Referates 2.4 (Gesundheit und Pflege) beim Hessischen Beauftragten für Daten­schutz und Informationsfreiheit.

Es bestand Einigkeit darüber, dass eine bessere digitale Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen die Versorgungsqualität verbessern würde.

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Dr. Michael von Wagner

Dr. Michael von Wagner betonte: „Die begonnene Digitalisierung der Krankenhäuser ermöglicht bereits heute die sichere und durch­gehende Verfügbarkeit der Patientenakte. Sie bietet die Möglichkeit der Vernetzung von Daten und damit derer, die an der Versorgung der Patienten beteiligt sind und erlaubt die Einbindung der Patienten in ihre Versorgung. Die strukturierte Dokumentation in der elektronischen Patientenakte bildet die Grundlage für neue Forschungsansätze ebenso wie die Unterstützung klinischer Entscheidungen durch Algorithmen und KI-Lösungen.“

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Tina Possel-Dölken

Nach pandemiebedingter zweijähriger Pause fand das hessische Ersatzkassenforum 2022 erstmals im Hybridformat statt. Die Podiumsdiskussion wurde via Livestream übertragen und ist ab sofort auch als Mitschnitt auf dem YouTube-Kanal der vdek-Landesvertretung Hessen verfügbar.

Direkt zum Mitschnitt:

Weitere Bilder der Veranstaltung: