25 Prozent im Jahresvergleich

In MV wird der Platz im Pflegeheim immer teurer

Einen Pflegeheimplatz aus den eigenen Einkünften und Ersparnissen zu finanzieren, wird auch in Mecklenburg-Vorpommern immer schwieriger. Wie die diesjährigen Halbjahresauswertungen des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek) zeigen, sind die durchschnittlichen Eigenanteile der Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen im Jahresvergleich zum Stichtag 1. Juli um 25,2 Prozent gestiegen. Weniger dramatisch fällt der Halbjahresvergleich aus: Von Januar bis Juli 2023 lag dieser, erneut primär durch Personalkostenanstiege beeinflusst, bei knapp 6,2.

„Hauptgrund des im Jahresvergleich extremen Anstiegs war eine Gesetzesänderung, gemäß derer alle Pflegeeinrichtungen im Land spätestens ab September 2022 ihr Pflegepersonal entsprechend eines Tarifvertrags oder zumindest tarifvergleichbar bezahlen müssen. Hier gab es offenbar einen sehr großen Nachholbedarf, wie die Kostensteigerungen zeigen“, so vdek-Landeschefin Kirsten Jüttner. „Im Vergleich zum Jahresbeginn steigen die Eigenanteile zwar weiter, aber zum Glück nicht mehr derart extrem“.

Trotz zusätzlicher Zahlungen der Pflegekassen bleibt Eigenanteil zu hoch

Aktuell zahlen Betroffene im ersten Jahr ihres Pflegeheim-Aufenthalts in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 2.236 € im Monat aus eigener Tasche. In den Folgejahren reduziert ein seit 2022 gezahlter Zuschuss diesen Betrag auf bis zu 1.436 Euro ab dem vierten Jahr. Finanziert wird diese Entlastung durch die Pflegekassen. Zusätzlich zu den ohnehin kassenseitig getragenen monatlichen Zahlungen, die je nach Pflegegrad zwischen 125 Euro (Pflegegrad 1) und 2.005 Euro (Pflegegrad 5) betragen.

„Der seit Januar 2023 geltende, sogenannte Leistungszuschlag war ein erster wichtiger Entlastungsschritt für die Pflegebedürftigen. Dass das aber nicht ausreicht, steht mit Blick auf unsere aktuellen Zahlen außer Frage“, so Kirsten Jüttner, Leiterin der vdek-Landes­vertretung in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Ende des stetigen Anstiegs der Eigenanteile sei nicht absehbar. „Was die Betroffenen daher vor allem benötigen, sind zusätzliche Entlastungen und eine Pflegereform, die das System nachhaltig sichert.“

Land kann und muss Pflegebedürftige unmittelbar entlasten

Für die Entlastung könne die Politik in Mecklenburg-Vorpommern zeitnah sorgen. „Mit einer Übernahme der in den Eigenanteilen enthaltenen, einrichtungsspezifischen Investitions­kosten könnte das Land den Betroffenen unmittelbar unter die Arme greifen. Für die Menschen hier im Land würde dies jeden Monat um 350 Euro geringere Kosten“, so Kirsten Jüttner.

Das allein werde aber nicht ausreichen, um langfristig sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Pflegenden Sicherheit und Stabilität zu bieten. Dafür sei zusätzlich eine bundesweite Pflegereform erforderlich, die den Namen auch verdient habe. „Eine Reform aus einem Guss, die die Kernprobleme angeht und nachhaltig wirkt. Und zwar nicht nur im stationären Bereich. Denn auch im ambulanten steigen die Eigenanteile stetig“.

Geld aus dem System zu ziehen und nicht zu handeln, verschärft die Probleme

Bis eine solche Reform aber tatsächlich Realität werde, sieht die vdek-Landeschefin noch einige Zeit verstreichen. Denn „während wir dringend eine nachhaltige Finanzierung der Pflegeversicherung und eine Entlastung der Pflegebedürftigen benötigen, zeigt die politische Realität in eine andere Richtung. Wer jetzt, wie es die Bundesregierung tut, dem System noch Mittel entzieht und den in die Zukunft gerichteten Pflegevorsorgefonds antastet, erzeugt das Gegenteil von Stabilität, Sicherheit und Entlastung.“

Geschehe hingegen nichts, würden auch in Mecklenburg-Vorpommern immer mehr Pflegebedürftige ihre stationäre Pflege nicht mehr selbst finanzieren können. „Dann hilft nur noch der Sozialhilfeantrag. Ein Schritt, den viele der Betroffenen scheuen, und der mit Blick auf die jeweiligen Lebensleistungen ein moralisches Armutszeugnis für unsere Gesellschaft ist“, so Jüttner.

Kontakt

Stephan Haring
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

Tel.: 0385 / 52 16 - 105
E-Mail: stephan.haring@vdek.com