Ersatzkassenforum: vdek fordert Strukturwandel der Krankenhausversorgung

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) fordert einen nachhaltigen Strukturwandel der Krankenhausversorgung in Niedersachsen. „Für einen Teil der Kliniken fehlen die Voraussetzungen, um sich auf Dauer konkurrenzfähig aufzustellen und erfolgreich zu wirtschaften“, sagte der Leiter der vdek-Landesvertretung, Jörg Niemann, vor rund 100 Gästen bei einem Ersatzkassenforum in Hannover. Eine Reduzierung der Zahl an Standorten sei unvermeidlich, um die Versorgung in den Regionen wirtschaftlich und qualitativ zu stärken. Der entscheidende Impuls müsse dabei vom Land kommen, das für die Krankenhausplanung zuständig ist. Um einen breiten Konsens über die notwendigen Veränderungen zu erzielen, seien die Vertreter von Krankenhäusern und Krankenkassen im Planungsausschuss beim Niedersächsischen Sozialministerium einzubeziehen.

„Wir stehen in Niedersachsen vor einer teilweise dramatischen demografischen Veränderung. Das Land wird in den kommenden 20 Jahren eine halbe Millionen Einwohner verlieren. Zudem wird die Dauer der einzelnen Krankenhausbehandlung weiter zurückgehen. Damit werden bis 2030 rund zehn Prozent der Bettenkapazitäten überflüssig“ sagte Niemann.

Es sei fatal, die Krankenhäuser als Konsequenz einfach weiter schrumpfen zu lassen. „Die Grundkosten für eine ärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung einer Krankenhausabteilung fallen unabhängig von der Bettenzahl und der Zahl der Behandlungen an. Es liegt auf der Hand, dass diese Kosten immer schwerer zu decken sind, wenn ein Krankenhaus immer kleiner wird. Und natürlich stellt sich die Frage der Qualität der Behandlungen, wenn bestimmte Eingriffe zu selten erbracht werden“, betonte der vdek-Landeschef.

Diese Problematik werde durch einen zunehmenden Wettbewerb auf dem Krankenhausmarkt verschärft. „Es gibt den stärkeren Wettbewerb um Patienten, die sich zunehmend über verschiedene Behandlungsangebote informieren, die mobil sind, für die es auch in anderen Lebensbereichen selbstverständlich ist, für eine gute Leistung weiter zu fahren. Es gibt aber auch einen Wettbewerb um Ärzte und Pflegepersonal, bei dem es größere, spezialisierte Häuser leichter haben“, sagte Niemann.

Eine Chance sieht Niemann in der Reduzierung von Standorten und der Fusion von Krankenhäusern: „Die verbleibenden Standorte können durch zusätzliche Behandlungen ihre Betriebsgrößen stabilisieren oder sogar steigern und damit die Voraussetzung schaffen, sich wirtschaftlicher aufzustellen. Die Patienten profitieren durch Spezialisierungseffekte, die damit verbunden sind. Es besteht die Möglichkeit, Behandlungsangebote in der Region gerade bei schwereren Erkrankungen zu erweitern“, sagte er.

Das Prinzip der wohnortnahen Versorgung stehe dabei ausdrücklich nicht zur Disposition. „Auch wir sind für eine wohnortnahe Krankenhausversorgung, und wir sehen diese auch nicht infrage gestellt. Unser Problem in Niedersachsen ist in der Regel ja nicht, dass wir in den Regionen nur ein einziges Krankenhaus hätten, sondern dass es im Gegenteil vielfach Parallelstrukturen gibt, das heißt mehrere Kliniken mit vergleichbarem Leistungsangebot im Umkreis weniger Kilometer“, hieß es.

Ein Strukturwandel erfordere Mut, aber gleichzeitig seien die Bedingungen dafür im Krankenhausbereich deutlich besser als in anderen Branchen, weil Bedarf und Entwicklungsmöglichkeiten in den Regionen grundsätzlich vorhanden seien.

Niemann forderte vom Land ein Konzept mit Anforderungen an die regionale Versorgung. „Dabei muss es um die Anzahl von Standorten gehen, um Betriebsgrößen und um Versorgungsbedarf. Auf dieser Grundlage wären regionale Strukturgespräche zu führen, die in abgestimmten Regionalkonzepten münden. Unserer Vorstellung nach sollte das Land die Vorlage und Umsetzung derartiger Regionalkonzepte auch zur Voraussetzung der Vergabe von Investitionsmitteln machen, um sicherzustellen, dass Landesmittel nur an zukunftssichere Standorte vergeben werden“, erklärte der vdek-Landeschef.

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