Statement

„Kassenärztliche Vereinigung muss schnellstmöglich Bereitschaftsdienst-Versorgung außerhalb der Sprechzeiten verbessern“

Zum Artikel „Ärzte wollen Wehwehchen aus den Notaufnahmen verbannen“ in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 19.09.2018 erklärt der Leiter des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen, Jörg Niemann:

 

Das Problem ist unbestritten: Zu oft werden Notaufnahmen in den Krankenhäusern durch Patienten blockiert, die mit leichteren Erkrankungen in eine Arztpraxis gehören. Allerdings ist nicht überzeugend, dass ausgerechnet die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) das Verhalten der Patienten als „Missbrauch“ kritisiert.

Die KVN hat nämlich per Gesetzesauftrag sicherzustellen, dass Patienten auch tatsächlich Möglichkeiten haben, niedergelassene Ärzte in Anspruch zu nehmen. Und diese lassen ganz offenkundig zu wünschen übrig: Arztpraxen sind in der Regel werktags an zwei Nachmittagen und am Wochenende ganz geschlossen. In keinem anderen Bundesland haben sich Patienten im vergangenen Jahr öfter an die Terminservicestelle der KV gewandt als in Niedersachsen, um Hilfe bei einem Facharzttermin zu bekommen. 1.570 Anrufe je 100.000 Einwohner gingen bei der hiesigen Stelle ein. In Bayern waren es ganze 90 Anrufe, im Bundesschnitt keine 500.

Die KV-Bereitschaftspraxen für Behandlungen außerhalb der Sprechstundenzeiten haben in Niedersachsen durchschnittlich nur 29 Stunden in der Woche geöffnet, im Bundesschnitt sind es 45. Zu Nebenzeiten stehen sie den Patienten in Niedersachsen werktags 17 und am Wochenende 5 Stunden zur Verfügung, hier ist das Angebot in anderen Bundesländern mit 25 bzw. 11 Stunden ebenfalls ungleich größer. Eindeutig zu wenig sind auch die zwei Ärzte, die dem Artikel zufolge für ganz Hannover im Bereitschaftsdienst unterwegs sind.

Bevor die KVN  „Missbrauch“ durch Patienten anprangert, sollte sie ihre Hausaufgaben machen und ihren Teil dazu beitragen, dass niedergelassene Ärzte den Patienten zeitnah zur Verfügung stehen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die geplante Ansiedlung weiterer Bereitschaftsdienstpraxen an Krankenhäusern. Wir erwarten nun, dass die KVN die Zahl dieser Praxen sehr schnell deutlich erhöht.

Kontakt

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Niedersachsen

Pressesprecher
Simon Kopelke

Telefon: 05 11 / 3 03 97 - 50
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