Studie zum Innovationsfondsprojekt RESIST

Antibiotikaverordnungen bei akuten Atemwegserkrankungen deutlich zurückgegangen

Die Zahl der Antibiotikaverordnungen bei Atemwegserkrankungen ist in Niedersachsen deutlich zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zum Innovationsfondsprojekt „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“, ein Projekt, das der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) sowie sieben weiteren Kassenärztlichen Vereinigungen durchgeführt hat. Damit zeigt sich, dass eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient, unterstützt durch gezielte Fortbildungen der Ärzte sowie Patienteninformationen wie Flyer, Praxisposter oder einem Infozept (statt Rezept) mit Tipps zum Umgang mit Erkältungskrankheiten, entscheidend dazu beitragen können, die Verordnungsrate von Antibiotika zu senken.

An dem Projekt hatten sich vom 1. Juli 2017 bis 30. Juni 2019 357 niedersächsische  Haus-, Kinder- und HNO-Ärzte sowie Fachärzte für Innere Medizin beteiligt. Versorgt wurden Ersatzkassenversicherte der TK, BARMER, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK. Das Projekt wurde vom Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock sowie dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) wissenschaftlich begleitet.

Weniger Verordnungen und mehr Qualität in der Verordnung von Antibiotika

Während in der Wintersaison 2016/2017 in Niedersachsen noch 27 Prozent der Patienten mit akuten Atemwegsinfekten von den teilnehmenden Haus-, Kinder- und HNO-Ärzten ein Antibiotikum erhielten, waren es in der Wintersaison 2018/2019 nur noch 22 Prozent. Im Einzelnen sanken die Verordnungen in diesen Praxen bei Infektionen der oberen Atemwege (z.B. Mandelentzündung, Nasenneben- und Stirnhöhlenentzündungen) von 24 auf 19 Prozent, bei Infektionen der unteren Atemwege wie Bronchitis von 42 auf 36 Prozent.

Der rationale Einsatz von Antibiotika bezieht sich jedoch nicht nur auf die Quantität des Einsatzes, sondern auch auf die Qualität der Wirkstoffauswahl, wobei für RESIST der Ansatz „so schmal wie möglich, so breit wie nötig“ verfolgt wurde. Ziel ist also nicht die komplette Abkehr von einem Einsatz von Breitspektrumantibiotika, sondern die kritische Abwägung der Indikationsgerechtigkeit. Dies ist im Rahmen von RESIST offensichtlich gelungen, da sich bei den Teilnehmern insgesamt eine Verschiebung zu Wirkstoffen mit einem schmaleren Wirkspektrum beobachten lässt.

Jörg Niemann, Leiter der vdek-Landesvertretung Niedersachsen: „Die niedergelassenen Ärzte können mit zielgerichteten Verordnungen einen zentralen Beitrag gegen Resistenzbildung bei Antibiotika leisten. RESIST hat eindrucksvoll gezeigt, dass Aufklärung und eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient dabei eine wichtige Rolle spielen. Der vdek wird sich dafür einsetzen, dass das Konzept künftig bundesweit allen GKV-Versicherten zur Verfügung steht.“

Dr. Jörg Berling, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, hob die hohe Akzeptanz der Ärztinnen und Ärzte an dem Projekt hervor. „RESIST ist bei den beteiligten Praxen auf große Akzeptanz gestoßen. RESIST hat gezeigt, dass im internationalen Vergleich in Deutschland und auch in Niedersachsen weniger Antibiotika verordnet werden als in anderen europäischen Ländern. Außerdem sind durch das Projekt die Verordnungszahlen in Niedersachsen weiter gesunken.“

Hintergrund: Die Gabe von Antibiotika ist bei akuten Atemwegsinfektionen in der Regel nicht notwendig und auch wirkungslos, da diese meistens durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht werden. Als Gründe für zu häufige Verordnungen werden in der Forschung eine vermutete Erwartungshaltung bei den Patienten und das Gefühl größerer Sicherheit genannt. Ein gezieltes Verordnungsverhalten soll dazu beitragen, Resistenzen zu vermeiden, also zu verhindern, dass Antibiotika nicht mehr gegen die Bakterien wirken. 

Kontakt

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Niedersachsen

Pressesprecher
Simon Kopelke

Telefon: 05 11 / 3 03 97 - 50
E-Mail: simon.kopelke@vdek.com