Telemedizin, Hausbesuche und Betreuungsangebote

Bundesweit neues Versorgungsangebot im Landkreis Cuxhaven gestartet

Landkreis Cuxhaven/Berlin.  In der Gemeinde Wurster Nordseeküste (Landkreis Cuxhaven) ist heute ein neues Versorgungsprojekt des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) an den Start gegangen. Das dortige Regionale Versorgungszentrum (RVZ) ist bundesweit erster „Regionaler Gesundheitspartner“ der Ersatzkassen. Die Partner wollen mit dem Projekt einen Beitrag leisten, die medizinische und pflegerische Versorgung in ländlichen Regionen zu gestalten. An der feierlichen Eröffnung im RVZ Wurster Nordseeküste nahmen unter anderem der Staatssekretär aus dem Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Matthias Wunderling-Weilbier, die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner und der niedersächsische vdek-Landesleiter Hanno Kummer teil.

Mehrere Menschen stehen neben einem Banner

Besondere Angebote

Kern des Projekts: Das RVZ macht den Patientinnen und Patienten als Vertragspartner der Ersatzkassen besondere Angebote, die bislang nicht Teil der medizinischen Regelversorgung sind. Damit sollen deren Betreuung verbessert und zudem Ärztinnen und Ärzte entlastet werden, indem geeignete Aufgaben an hochqualifiziertes nichtärztliches Fachpersonal delegiert werden. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre befristet. Die Ersatzkassen fördern die neuen Angebote finanziell über einen besonderen Vertrag. Weitere Standorte in anderen Bundesländern folgen.

„Unsere Regionalen Gesundheitspartner bieten eine fachgruppenübergreifende medizinische Versorgung unter einem Dach. Die Ersatzkassen wollen gemeinsam mit ihnen das regionale Versorgungsangebot in ländlichen Gegenden mit schwieriger Versorgungslage verbessern und zukunftsweisende Versorgungsansätze voranbringen. Wir sind überzeugt, dass die Patientinnen und Patienten davon profitieren“, erläutert die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner.

Matthias Wunderling-Weilbier sieht die neue Kooperation als Bestätigung für das Konzept der RVZ: „Regionale Versorgungszentren bündeln medizinische Angebote mit kommunaler Daseinsvorsorge an einem gut erreichbaren Ort. Das RVZ Wurster Nordseeküste ist ein gelungenes Beispiel dafür. Hier wachsen Gesundheit, Beratung, Begegnung und Zusammenhalt unter einem Dach zusammen. Dieses starke Fundament wird nun verbreitert durch das Versorgungskonzept der Regionalen Gesundheitspartner. Mit dieser Kooperation wollen wir die Versorgung verbessen und Teilhabe stärken, was vor allem für ländliche Regionen von enormer Bedeutung ist.“

Unterstützung und Telemedizin

Der Vertrag zwischen dem vdek und dem Regionalen Gesundheitspartner sieht im Wesentlichen drei Komponenten im RVZ Wurster Nordseeküste vor:

Einführung eines Care und Case Managements

Insbesondere ältere und demenzielle Patientinnen und Patienten, aber auch andere mit besonderem Unterstützungsbedarf, sollen umfassend betreut werden. Dazu bestimmen so genannte Care und Case Manager gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten Versorgungsziele und erstellen einen individuellen Versorgungsplan. Im weiteren Verlauf sind sie Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer und kümmern sich auch darum, vorhandene Pflegeangebote und Unterstützungsangebote zum Beispiel fürs Einkaufen zu vermitteln. Dabei werden alle Maßnahmen auf die persönliche Situation der Patientin bzw. des Patienten abgestimmt. Außerdem unterstützen die Care und Case Manager beim Kontakt mit Kranken- und Pflegekassen.

Einsatz von Telemedizin

Eine speziell geschulte „Nichtärztliche Praxisassistenz“ (NäPA) besucht Patientinnen und Patienten zu Hause und in Pflegeheimen. Als technisches Hilfsmittel dient dabei ein Telemedizin-Rucksack. Damit kann die NäPA bei den Patienten vor Ort medizinische Diagnostik und Behandlungen in bestimmtem Umfang durchführen. Der Telemedizin-Rucksack ist mit verschiedenen digitalen Geräten ausgestattet. Zum Beispiel mit einem mobilen EKG, einem digitalen Pulsoximeter zur Messung des Blutsauerstoffgehalts und einem Blutdruckmessgerät. Die medizinischen Daten können bei Bedarf über eine gesicherte Verbindung in die Arztpraxis übertragen werden. Die eingesetzte Technik ermöglicht auch die direkte Kommunikation mit der Ärztin oder dem Arzt per Videokonferenz. So können medizinische Fragestellungen gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt besprochen und erforderliche Maßnahmen direkt vor Ort eingeleitet werden.

Einbindung neuer Gesundheitsberufe

Im weiteren Verlauf des Projekts sollen die Ärztinnen und Ärzte entlastet werden, indem medizinische Assistenzberufe mit abgeschlossenem Studiengang delegierbare Aufgaben übernehmen. Dabei handelt es sich um so genannte Physician Assistants. Sie können unter anderem Wundkontrollen, die Erarbeitung von Therapievorschlägen sowie die Dokumentation von Befunden und Behandlungsabläufen übernehmen. Die Entscheidung, was an wen delegiert wird, liegt bei den Ärztinnen und Ärzten.

Weitere Statements

Hanno Kummer, Leiter vdek-Landesvertretung Niedersachsen:

„Demografischer Wandel und Fachkräfteknappheit stellen die Gesundheitsversorgung vor große Herausforderungen, gerade auch in einem Flächenland wie Niedersachsen. Hier sind neue Antworten gefordert. Ich freue mich deshalb besonders darüber, dass der erste Regionale Gesundheitspartner des vdek aus Niedersachsen kommt.“

Dr. Andreas Rühle, Geschäftsführer RVZ Wurster Nordseeküste:

„Mit der Kooperation gelingt uns durch den Einsatz von Telemedizin eine deutliche Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Fläche bzw. bei den Patientinnen und Patienten zuhause. Gleichzeitig können wir durch das Care- und Casemanagement auch präventiv, indem es möglich wird, die Gesamtsituation der Menschen in der eigenen Häuslichkeit unter erweiterten Gesichtspunkten zu bewerten und erforderliche Maßnahmen unter Einbindung des gesamten Versorgungsnetzwerkes des Landkreises und der Gemeinde einzuleiten. Mit einem oder einer Physician Assistant wird zudem die vorhandene medizinische Versorgung des RMVZ erweitert werden. Wir sind sehr glücklich, diese Möglichkeiten den Menschen in der Region durch diese Kooperation anbieten zu können.“

Friedhelm Ottens, Erster Kreisrat Landkreis Cuxhaven:

„Ich freue mich, dass wir die Medizin zum Menschen bringen und hier ganz vorn in Niedersachsen sind. Mit etwa 201.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gehört der Landkreis Cuxhaven zu den bevölkerungsreicheren Landkreisen. Die Gesundheitsversorgung ist eines der wichtigsten Themen, um die wir uns tagtäglich kümmern. Das neue Versorgungsprojekt ist eine gute Unterstützung.“ 

Kontakt

Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Niedersachsen

Pressesprecher
Simon Kopelke

Telefon: 05 11 / 3 03 97 - 50
E-Mail: simon.kopelke@vdek.com