Der Einsatz von humanoiden Robotern in stationären Pflegeeinrichtungen kann die mentale und physische Gesundheit von Pflegebedürftigen unterstützen. Das ist ein Ergebnis des mehrjährigen Pilotprojekts „ROBUST“ („Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen“). In dem Projekt haben der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), die Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit Siegen (DNZ), die Fachhochschule (FH) Kiel, zwei vollstationäre Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein sowie zwei Einrichtungen der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe in Nordrhein-Westfalen zusammengearbeitet.
Spielerische Motivation zu Bewegung und Interaktion
„Das Projekt zeigt, dass moderne Robotik im stationären Pflegebereich eine wertvolle Ergänzung sein kann, um die Bewohnenden spielerisch zu Bewegung und sozialer Interaktion zu motivieren. Wir freuen uns, durch ROBUST die Gesundheit der Pflegebedürftigen verbessern zu können“, so Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. Der vdek hat das Projekt maßgeblich finanziert.
Bereicherung der regelmäßigen Angebote nehmen Senioren gerne an
Bei ROBUST ging es um die Frage, ob die mentale und körperliche Gesundheit von Pflegebedürftigen durch die Gestaltung und Implementierung von Robotik-basierten Angeboten präventiv und nachhaltig unterstützt werden kann. Zunächst entwickelte das Projektteam von DNZ und FH Kiel um Projektleiter Dr. David Unbehaun partizipativ mit den Mitarbeitenden und Bewohnenden der beteiligten Pflegeeinrichtungen Einsatzszenarios zur Konzeption der digitalen Anwendungen. Nach der Entwicklung der ersten prototypischen Anwendungen begann die Implementierung und Evaluierung in den Praxiseinrichtungen vor Ort. Die robotischen Systeme wurden dreimal pro Woche in das Angebot der jeweiligen Pflegeeinrichtung integriert und durch Mitarbeitende der Einrichtung vor Ort moderiert. Dies bedeutete für alle Mitarbeitenden Anpassungen ihrer bereits bestehenden Angebote und Umstellung des täglichen Arbeitens. „Anfangs gab es Berührungsängste bei einigen in unserem Team. Doch nach und nach wurde allen klar, dass die robotischen Angebote keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle und entlastende Ergänzung sind“, erklärt Thomas Ludwig. Der Einrichtungsleiter der GFO-Einrichtung in Attendorn hat den Praxistest in allen Phasen eng begleitet. „Unsere Seniorinnen und Senioren waren schnell begeistert. Sie empfanden während der Projektlaufzeit und empfinden ihn immer noch als Bereicherung und machen bei den Bewegungsübungen ebenso gerne mit wie bei der Beantwortung von Quizfragen.“
Drei Jahre Erfahrungen gesammelt und ausgewertet
In der Langzeituntersuchung über drei Jahre erfasste das Projektteam um Elisabeth Raß von der DNZ gGmbH kontinuierlich Erfahrungswerte in Interviews und Gruppendiskussionen sowie mit Beobachtungsprotokollen. „Mit den Erfahrungswerten aus den Pflegeeinrichtungen konnten wir die Robotik-Apps kontinuierlich am Bedarf der Praxis weiterentwickeln und das Angebotsspektrum des Roboters verbessern“, erklärt Dr. David Unbehaun, Geschäftsführer der DNZ. „Besonders herausfordernd und zugleich bereichernd waren die interdisziplinären Diskussionen über die konkrete Formulierung der Anforderungen und deren Umsetzung als App für die Roboter unter Beachtung ethischer Richtlinien und datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen“, so Unbehaun weiter.
Zurückhaltende Bewohner mit dem Roboter zum Mitmachen motiviert
Eine Besonderheit von ROBUST war die achtwöchige quantitative Untersuchung, um die gesundheitsförderlichen Aspekte bei den Bewohnenden zu messen. „Charlie und die anderen Roboter konnten die Seniorinnen und Senioren sowohl körperlich als auch kognitiv aktivieren. Der Einsatz steigerte nachweislich das Wohlbefinden bei den Bewohnenden der Pflegeeinrichtungen. Die Teilnehmenden hatten Spaß an dem Roboter, sie bewegten sich mehr und fühlten sich weniger einsam. Zudem konnten wir Bewohnende erreichen, die ansonsten nicht an Gruppenangeboten teilnehmen“, zieht Elisabeth Raß, wissenschaftliche Koordinatorin des Projektes, das wichtigste Fazit aus wissenschaftlicher Sicht.
Pilotprojekt wissenschaftlich ausgewertet
Zum Abschluss des Projekts haben die Beteiligten eine Handreichung sowie einen Abschlussbericht erstellt, in der sie die Erkenntnisse und wissenschaftlichen Ergebnisse aus ROBUST veröffentlichen. Dadurch können auch Einrichtungen, die nicht am Pilotprojekt beteiligt waren, sich aber nun für den Einsatz eines humanoiden Roboters interessieren, von den Projektergebnissen profitieren. Der vollständige Abschlussbericht wird in Deutsch und Englisch zeitnah online unter www.robust-vdek.de veröffentlicht.
Kontakt
Christian Breidenbach
Pressesprecher
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
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