Gemeinsame Pressemitteilung - Bessere Versorgung für psychisch Kranke in Glauchau und Zwickau

Die ersten beiden sächsischen Modellvorhaben

Im Oktober 2013 schlossen die gesetzlichen Krankenkassen in Sachsen mit dem Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau/Kirchberg und dem Rudolf-Virchow-Klinikum Glauchau jeweils Vereinbarungen zur besseren Versorgung und Betreuung von psychisch kranken Menschen. Einbezogen wurden dabei die Psychiatrischen Institutsambulanzen, die stationären und teilstationären Einrichtungen der Erwachsenenpsychiatrie sowie in Zwickau zusätzlich die der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Ziel aller Partner ist es, aufbauend auf den vorhandenen, lange bewährten Ansätzen, durch sektorenübergreifende Behandlungs-strukturen und -prozesse die Versorgung der Patienten zu optimieren und so die psychisch Erkrankten der Region noch individueller zu betreuen und zu behandeln. Durch eine wissenschaftliche Evaluation soll überprüft werden, ob dieses neue Behandlungskonzept signifikante Verbesserungen für die Patienten bringt.

Das Behandlungskonzept orientiert sich an dem in den beiden bisherigen Stufen des sächsischen psychiatrischen Landespsychiatrieplanes postulierten Grundsatz „ambulant vor stationär“. Danach sollen anstelle vollstationärer – wann immer möglich und sinnvoll – stationsersetzende, also tagesklinische und ambulante, Behandlungen durchgeführt werden. Außerdem sollen Familienangehörige, Behörden oder auch Arbeitgeber noch intensiver als bisher einbezogen werden.

Das Krankenhaus erhält dafür ein Gesamtbudget und behandelt Psychiatriepatienten bedarfsgerecht sowohl vollstationär, teilstationär, im Rahmen der psychiatrischen Institutsambulanz oder im häuslichen Umfeld. Zum Einsatz kommen fachübergreifende Teams aus Psychiatern, Pflegefachkräften, Psychologen und Sozialarbeitern.

Eine wesentliche Verbesserung der neuen Vereinbarungen besteht darin, dass sich die Behandlung statt auf einzelne Behandlungsepisoden oder einzelne Leistungen auf die Versorgungsbedürfnisse des jeweiligen Patienten fokussieren kann – nach dem Motto „Menschen statt Fälle“. Der Patient wird dort betreut und behandelt, wo es für ihn und seine Angehörigen am besten ist.

Mit dem festgelegten Budget hat das Krankenhaus Planungssicherheit und ambulante Behandlungsmöglichkeiten können weiter ausgebaut werden. Besonders die an den individuellen Bedürfnissen des Patienten orientierte personelle Betreuung im Krankenhaus und flexible Behandlungsmöglichkeiten erweisen sich als wirkungsvolle Mittel, um Fortschritte in der Behandlung der Betroffenen zu erzielen.

Die Krankenhäuser in Glauchau und Zwickau werden nun ihre internen Abläufe in der Organisation und der Personalverantwortung entsprechend umgestalten. Dass dieser Prozess nicht in wenigen Monaten abgeschlossen werden kann, ist den Vertragspartnern bewusst. Es ist dennoch ihr gemeinsames Ziel, mit der Umsetzung des Konzeptes zügig zu beginnen, um möglichst bald die ersten Patienten nach dem neuen Konzept betreuen zu können.

Statements

Rainer Striebel, Vorsitzender des Vorstandes der AOK PLUS:

„Mit diesem Modellvertrag betreten wir in Sachsen Neuland in der sektorenübergreifenden Behandlung psychisch Erkrankter. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Patienten profitieren davon, dass sie früher ambulant, teilstationär oder zu Hause behandelt werden können. Die beiden Krankenhäuser bieten dazu das komplette Netzwerk an. So tragen die Modellprojekte für die Zwickauer und Glauchauer Psychiatrie viel dazu bei, die psychiatrische Versorgungsqualität in Sachsen weiterzuentwickeln.“

Silke Heinke, Leiterin der Landesvertretung Sachsen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek):

„Das Krankenhaus erhält weitgehende Gestaltungsfreiheit in der individuellen Behandlung. Die Ärzte und die Mitarbeiter der anderen in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen können flexibel auf die Lebenssituation der Patienten eingehen und zwischen den am besten geeigneten Therapien auswählen. Das Behandlungskonzept ist keine starre Konstruktion, sondern wird fortlaufend den neuesten medizinischen Erkenntnissen angepasst und für den Patienten optimiert.“

Dr. med. Dyrk Zedlick, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Rudolf-Virchow-Klinikum Glauchau gGmbH:

„Wir sehen im Modellprojekt sowohl einen qualitativen Fortschritt als auch durch die Erweiterung der Therapieinstrumente einen insgesamt effizienteren Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel gegeben. So lässt sich die Behandlung des Krankenhauses auch verstärkt teilstationär und ambulant durchführen und damit dem ständig steigenden Bettenbedarf begegnen.“

Dipl.-Med. Cornelia Stefan, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters – Kinderzentrum am Heinrich-Braun-Klinikum gGmbH, Standort Zwickau:

„Bei uns in Zwickau wird mit einem Modellvertrag nach den neuen gesetzlichen Möglichkeiten bundesweit als zweite Klinik nach Nordhausen auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet werden.“

Christine Clauß, sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz:

„Wir brauchen in Sachsen weitere vergleichbare Leuchttürme in der psychiatrischen Versorgung. Wie eine Gesellschaft die Versorgung und Unterstützung psychisch kranker Menschen organisiert, sagt viel über ihre Einstellung zu Krankheit, über ihre Fähigkeit zu Solidarität und über das Verhältnis der Menschen zueinander aus. Es ist  in den vergangenen 20 Jahren gelungen, im Freistaat Sachsen eine den vollstationären und teilstationären, ambulanten und komplementären Bereich umspannende Versorgung von psychisch kranken Menschen aufzubauen.“

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com