Fehlende Praxisnachfolger: Ärztlichen Nachwuchs durch Eigeneinrichtungen unterstützen!

Von KVS getragene Praxis öffnet heute in Görlitz

Schließen Ärzte aus Altersgründen ihre Praxen, finden sie oft keine Nachfolger. Von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) betriebene Praxen mit angestellten Ärzten sollen deshalb in Sachsen schneller etabliert werden. Das fordert die Leiterin der Landesvertretung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Silke Heinke. In Görlitz nimmt heute eine Rheumatologische Praxis als KVS-Eigeneinrichtung ihre Tätigkeit auf.

„Die KVS hat dieses Mal entschlossen gehandelt und eine junge Fachärztin angestellt“, sagte Heinke zu dem Vorgehen der KVS. „Nach einem Monat Schließzeit kann die einzige rheumatologisch Praxis im Landkreis wieder öffnen und die Patienten der bisherigen Praxisinhaberin auffangen.“

Junge Ärzte scheuten häufig die Niederlassung, weil ihnen die Erfahrung im Führen einer Praxis fehlt. Diese Hürde könne durch sogenannte Eigeneinrichtungen abgebaut werden. Die vdek-Landeschefin betonte: „Eigeneinrichtungen sind wie Fahrschulen. Der angestellte Arzt lernt rundum abgesichert eine ärztliche Niederlassung zu führen.“

Bei einer Eigeneinrichtung stellt ein Träger, wie die Kassenärztliche Vereinigung, die Praxis und übernimmt die wirtschaftliche Verantwortung für den Betrieb. Nach zwei, drei Jahren kann der Arzt überlegen, ob er die Praxis übernimmt oder angestellt bleibt.

In Sachsen wurde bislang zu lange gewartet, ehe auf Eigeneinrichtungen zurückgegriffen wird, betonte Heinke. „Fällt ein Arzt weg, orientieren sich viele Patienten nach einiger Zeit um und suchen sich einen anderen.“ Stehe eine Praxis über viele Monate leer, habe es der Nachfolger umso schwerer. Ihm fehlten dann ausreichend Patienten, damit sich die Praxis wirtschaftlich trägt.

Bisher gab es erst eine von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen getragene Eigeneinrichtung im Freistaat. Diese Praxis in Arzberg (Landkreis Torgau-Oschatz) wurde durch die Ärztin später übernommen. Eine weitere Eigeneinrichtung – in Mügeln (Landkreis Nordsachsen) – soll Anfang nächsten Jahres öffnen. Über zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Zum Vergleich: Im benachbarten Thüringen arbeiten fünf Eigeneinrichtungen, die von der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung betrieben werden.

Heinke appellierte zugleich an die Kommunen, selbst Arztpraxen zu betreiben. Der Gesetzgeber habe 2012 die Möglichkeit geschaffen, in Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung kommunale Eigeneinrichtungen einzurichten. In Sachsen sei von dieser Option bislang kein Gebrauch gemacht worden, bedauerte Heinke.

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com