vdek-Neujahrsforum 2023

„Weiter wie bisher“ oder „Alles neu macht die Krise“? – Wie innovativ ist das deutsche Gesundheitssystem?

Wie ist es um die Innovationskraft des deutschen Gesundheitswesens bestellt? Wie hoch ist die Innovationsfreude besonders in Krisenzeiten? Antworten auf diese zentralen Fragen suchte und fand das heutige Neujahrsforum 2023 der vdek-Landesvertretung Sachsen. Auf dem Podium diskutierten die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping, Prof. Andreas Beivers (Hochschule Fresenius München), Martin Blaschka (INNO3 GmbH), Thorben Krumwiede (UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH), Sebastian Zilch (Bundesministerium für Gesundheit) sowie die Leiterin der vdek-Landesvertretung Sachsen Silke Heinke – moderiert von Thomas Lopau.

Herausfordernde Rahmenbedingungen

In den vergangenen rund drei Jahren stellte die Corona-Pandemie in besonderem Maße die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens auf den Prüfstand. Doch auch andere Rahmenbedingungen fordern den Gesundheitssektor zunehmend heraus: Der fortschreitende demografische sowie der Strukturwandel und die weiter alternde Gesellschaft inkl. sich stetig verschärfendem Fachkräfte- und Personalmangel sind die drängendsten Herausforderungen, denen insbesondere im Gesundheitssystem begegnet werden muss. Speziell in solch bewegten Zeiten wie aktuell gibt es viel Potenzial für neue Impulse, mutige Ideen und Initiativen zur Weiterentwicklung der Versorgungslandschaft.

Petra Köpping (Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt): „Das Gesundheitssystem hat sich in der Krise bewährt, aber auch Schwächen offenbart. Diesen wollen und müssen wir uns stellen, um unser Gesundheitssystem zukunftsfest auszurichten. Ich denke dabei vor allem an die Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft, die Entwicklung neuer Versorgungsstrukturen, insbesondere sektorenübergreifend und vor allem auch an die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Digitale Lösungen sind dann erfolgreich, wenn sie sowohl für die Patienten, als auch für die Leistungserbringer einen Mehrwert gegenüber den bisher analogen Anwendungen schaffen, diese gut in die bisherigen Abläufe im Praxisalltag integriert werden können und niedrigschwellig für die Patienten nutzbar sind. Das Potenzial digitaler Anwendungen und Möglichkeiten der Kommunikation sowie des Informationsaustausches zwischen allen Akteuren gilt es jetzt systematisch auszubauen. Zur Herstellung gleichmäßig guter Lebensverhältnisse im Gesundheitsbereich in Stadt und Land sowie zum aktiven Wirken gegen fortschreitende Landflucht bedarf es für die Sicherung der medizinischen Versorgung vor Ort eines gemeinsamen und sektorenübergreifenden Ansatzes.“

Drei exemplarische Ansatzpunkte für die Neugestaltung des Gesundheitssektors

Prof. Andreas Beivers (Professor für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie, Hochschule Fresenius München und Stiftung Münch) eröffnete die Impulsreferate des Neujahrsforums mit einer grundlegenden Analyse zu den jüngsten (welt- und gesundheitspolitischen) Entwicklungen, deren Bedeutung für die derzeitige und künftige Ausgestaltung des Gesundheitssystems sowie die mögliche Verteilung der Finanzierungsverantwortung.

Anschließend erörterte Sebastian Zilch (Unterabteilungsleiter „gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth“ im Bundesministerium für Gesundheit), ob im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens nur ein Kulturwandel Erfolg versprechend sei. Dabei stellte er den aktuellen Stand der Digitalisierungsstrategie des BMG für das Gesundheitswesen und die Pflege vor.

Im Spannungsfeld von Strukturwandel, Demografie und dem Trend zur ärztlichen Anstellung präsentierte Boris von Maydell (Abteilungsleiter Ambulante Versorgung beim vdek in Berlin), welche Lösungen die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sieht und wie das Ersatzkassenkonzept zu Regionalen Gesundheitszentren in der Praxis ausgestaltet werden kann.

Bundespolitik als Gestaltungsrahmen

Im Rahmen der folgenden Podiumsdiskussion identifizierten die Teilnehmenden weitere Ausgangspunkte für vielversprechende Weiterentwicklungsoptionen im Gesundheitswesen: „Die Ersatzkassen sehen die Reformierung der Krankenhaus-, der Notfall- sowie der pflegerischen Versorgung als derzeit drängendste Aufgaben. Außerdem gilt es, auch in ländlichen, strukturschwachen Gebieten die medizinische Versorgung sicherzustellen – z. B. durch Nutzung der Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet“, so Silke Heinke. Sie stellte zugleich klar: „Ohne eine Stabilisierung der Finanzen für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird es kaum tragfähige Weiterentwicklungen in den wichtigen gesundheitspolitischen Handlungsfeldern geben. Die Krankenkassen brauchen ein verlässliches monetäres Fundament, um aktiv an einer zukunftsfesten Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems mitwirken zu können.“

Sächsische Ansätze zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens

„Erfreulich ist, dass die sächsische Landesregierung mit der erfolgreichen Novelle des Sächsischen Krankenhausgesetzes die Weichen für die weitere Gestaltung der sächsischen Krankenhauslandschaft gestellt hat. Darüber hinaus sehen die Ersatzkassen in Sachsen insbesondere die Weiterentwicklung der sektorübergreifenden Versorgung als künftigen Handlungsschwerpunkt im Freistaat. Wir verstehen uns als kompetente Partner und aktive Gestalter im Gesundheitswesen. Deshalb werden wir auch weiter unsere Expertise einbringen“, betont die Leiterin der hiesigen vdek-Landesvertretung.

Beim alljährlichen Forum des Ersatzkassenverbandes treffen sich Vertreter:innen von Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzten und Politik, um über aktuelle Themen der Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Am 13.01.2023 fand die Veranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden unter Beteiligung von mehr als 110 Teilnehmenden statt.

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com