Neue Ansätze in der Gesundheitsförderung für Demenzerkrankte: Projekt „Erinnerungs_reich“ zeigt Potenziale und Herausforderungen

Können Museumsbesuche als alltagsnahe Gesundheitsförderungsmaßnahmen sowohl Menschen mit Demenz als auch ihre pflegenden Angehörigen unterstützen? Diese Fragestellung hat das vom GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen geförderte Projekt „Erinnerungs_reich – Museen als Medizin für Menschen mit Demenz“ unter dem Dach der Landesrahmenvereinbarung Sachsen (P. SACHSEN) in den letzten drei Jahren bearbeitet. Die Ergebnisse zeigen: Regelmäßige Museumsbesuche können das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Demenzerkrankten steigern. Gleichzeitig wurden auch Herausforderungen sichtbar, insbesondere die Erreichbarkeit von Betroffenen im ländlichen Raum sowie die Entlastung pflegender Angehöriger.

In Deutschland sind rund zwei Millionen Menschen von Demenz betroffen, Tendenz steigend. Heilbar ist die Krankheit bisher nicht, und medikamentöse Ansätze zeigen nur begrenzte Wirkung. Umso wichtiger sind gesundheitsförderliche Maßnahmen, die die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Gleichzeitig stehen pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz vor erheblichen Herausforderungen, da sie oft mit hohem körperlichem und emotionalem Stress konfrontiert sind. Die ständige Betreuung kann zu einem erhöhten Risiko für die eigene Gesundheit führen. Hier setzt das Präventionsprojekt „Erinnerungs_reich“ an: Das Projektteam der Allgemeinmedizin der TU Dresden hat in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden von Oktober 2022 bis März 2025 Multiplikatoren in 33 Museen in Sachsen demenzsensibel geschult und einen Leitfaden für Museumspädagogen entwickelt. Ziel war es, eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, die es auch zukünftig ermöglicht, niedrigschwellige Angebote für Demenzbetroffene und ihre Angehörigen zu schaffen und den gesundheitsförderlichen Nutzen zu überprüfen.

Die Projektergebnisse verdeutlichen, dass Museumsbesuche für Demenzerkrankte einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden haben können. Die Möglichkeit, Kunstwerke zu betrachten und Erinnerungen zu aktivieren, führte zu mehr sozialen Interaktionen und verbesserter Lebensqualität. Diese Effekte waren sowohl in geführten als auch in nicht-geführten Besuchen sichtbar.

Jedoch kristallisierten sich im Projektverlauf auch Herausforderungen heraus: Das Ziel, insbesondere Demenzerkrankte im ländlichen Raum zu erreichen, konnte nicht in dem gewünschten Maß umgesetzt werden. Strukturelle Barrieren wie begrenzte Mobilitätsangebote und fehlende Vernetzungsmöglichkeiten erschwerten die Teilnahme. Zudem zeigte die Studie keine signifikante Entlastung für pflegende Angehörige, sodass ihre alltägliche Belastung und Verantwortung (sog. „caregiver burden“) weitgehend unverändert blieben. Dennoch konnte die selbsteingeschätzte Lebensqualität auch bei den Angehörigen durch das Angebot verbessert werden.

„Die Ergebnisse von „Erinnerungs_reich“ zeigen, dass gesundheitsförderliche Maßnahmen ein vielversprechender Ansatz sind, der jedoch eine stärkere strukturelle Einbettung benötigt. Das Projekt macht deutlich, wie wichtig es ist, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, die nicht nur die Erkrankten selbst unterstützen, sondern auch die Belastungen der Angehörigen verringern und ihre Lebensqualität verbessern“, so Silke Heinke, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft „GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen“.

Mit dem Abschluss des Projekts steht der Leitfaden für Museen nun allen Interessierten zur Verfügung. Im Leitfaden finden Sie u. a. eine Übersicht der Museen, die an der Multiplikatorenschulung für demenzsensible Museumsangebote teilgenommen haben.

Über das GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen:

Das GKV-Bündnis für Gesundheit in Sachsen ist eine gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenkassen zur Förderung der Gesundheit und Prävention in sächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten. Es unterstützt Projekte, die auf die Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet sind und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung kommunaler Gesundheitsförderung.

Kontakt

Dr. Claudia Beutmann
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen

Tel.: 03 51 / 8 76 55 37
E-Mail: claudia.beutmann@vdek.com