Entlastung durch NäPA?

Interview mit Dr. med. Albrecht Liebau

Dr. med. Albrecht Liebau, Facharzt für Innere Medizin mit hausärztlicher Tätigkeit in Wilsdruff, spricht über seine Beweggründe für die Anstellung bzw. Ausbildung von NäPAs und seine Erfahrungswerte in der Wilsdruffer Praxisgemeinschaft.

 

Dr. med. Albrecht Liebau

Herr Dr. Liebau, gerade im hausärztlichen Bereich gibt es ja einiges an Potenzial, welches sich durch veränderte Aufgaben und deren Priorisierung beim Arzt heben lässt – z. B. durch hochqualifizierte Unterstützungsleistungen von speziell dafür aus- bzw. weitergebildetem medizinischem Personal. Wie viele NäPAs haben Sie denn bei sich in der Praxis?

Wir sind eine Gemeinschaftspraxis aus drei Hausärzt:innen. Derzeit haben wir zwei NäPAs sowie eine Kollegin mit der Ausbildung zur Wundschwester. Hauptsächlich werden wir durch die NäPAs bei den Hausbesuchen entlastet. Sie arbeiten hier sehr selbstständig, sondieren vor Ort bspw., ob ein dringender Hausbesuch durch einen Arzt von Nöten ist.

Inwiefern entlasten Sie Ihre NäPAs?

Wir spüren eine deutliche Entlastung bei den Hausbesuchen, ohne die wir weit weniger Menschen versorgen könnten. Wir sind ja ein Zuwachsgebiet im Speckgürtel von Dresden, sodass wir hier besonders viele Menschen versorgen aus dem Umland. Gerade momentan haben wir extrem viele Patient:innen-Kontakte, die wir vor allem durch die zeitliche Ersparnis bei den Hausbesuchen mit abdecken können.

Ab wann kommen Sie als Arzt beim Hausbesuch ins Spiel, was erledigt die NäPA?

Es gibt Hausbesuchs-Patient:innen, die ich selbst regelmäßig aller sechs Wochen ansteuere. Andere Patient:innen wiederum brauchen lediglich quasi auf Zuruf einen Hausbesuch, dessen Erfordernis die NäPA vorher in der Häuslichkeit identifiziert.

Sowohl zeitlich als auch das monetär kostet das Investment in die Ausbildung einer NäPA eine Praxis ja erstmal. Inwieweit lohnt sich das aus Ihrer Sicht?

Zunächst lohnt sich das Investment vor allem durch den Weiterbildungscharakter. Die Schwestern werden selbstständiger und kompetenter in vielen Dingen, was sich z. B. im Praxisablauf sehr positiv bemerkbar macht. Außerdem fühlen sie sich durch die besondere Möglichkeit der Ausbildung sehr wertgeschätzt. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Motivation und die Zusammenarbeit im Team aus.

Was braucht es aus Ihrer Sicht, um die Ausbildung bzw. Anstellung einer NäPA (noch) attraktiver zu machen für die Ärzt:innen, speziell auf dem Land? Es gibt ja z. B. die Förderung des Landesausschusses Ärzte/Krankenkassen, die in 24 Monaten Ausbildungsdauer je 200 Euro monatlich oder einmalig 3.500 Euro am Ende des 270-stündigen Curriculums umfasst.

Was uns die Kolleginnen gespiegelt haben, ist ein sehr gut durchdachtes, ausgewogenes und umfassendes Curriculum. Da wüsste ich jetzt nicht, was verändert oder gar gekürzt werden sollte. Aber klar, für manche Hausarzt-Praxis ist es schon entscheidend, dass auch die Fördermöglichkeiten bekannt sind und attraktiv bleiben.

Gewissermaßen berufsbedingt liegt mir – als gelernter Krankenschwester – der Umgang mit Patient:innen im Blut. Es ist eine super Gelegenheit, auch außerhalb der Praxis tätig zu werden. Immer montags (an meinem Hausbesuchstag) fahre ich etwas 15 bis 20 Patient:innen an und kann mir in deren häuslichem Umfeld einen viel umfassenderen Gesamteindruck von ihnen verschaffen. Zugleich schätze ich die Anerkennung für unsere Arbeit durch unsere Chefs sehr: Wir wurden die gesamte Aus- und Weiterbildungszeit unterstützt und bekommen tagtäglich viel Verantwortung zuerkannt, denn die Ärzte verlassen sich auf unser vor Ort gewonnenes Meinungsbild.“

NäPA Petra Günther (Praxisgemeinschaft Liebau, Seyffert & Zimara, Wilsdruff)