Gespräche am Wasser zur Kieler Woche

Notfallversorgung am Limit - Wie kann eine Reform gelingen?

Auf der traditionellen Veranstaltung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) ging es dieses Mal um die aktuelle Situation der Notfallversorgung und die Pläne der Bundesregierung für eine Reform.

Eine Reform der Notfallversorgung ist dringend nötig

Angesichts überfüllter Notaufnahmen, ständig steigender Einsatzzahlen des Rettungsdienstes und Fachkräftemangel in allen Bereichen bekräftigte Gastgeberin Claudia Straub die Notwendigkeit einer Reform der Notfallversorgung: „In einer medizinischen Notlage müssen sich die Menschen auf eine schnelle und zuverlässige Hilfe und eine qualitativ gute Versorgung verlassen können. Um die Notfallversorgung moderner und effizienter aufzustellen, sollten auch die Strukturen des Rettungsdienstes reformiert werden.“

Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Prof. Dr. Kerstin von der Decken setzte sich in ihrem Grußwort mit dem aktuellen Referentenentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) auseinander. Aus ihrer Sicht sei eine verbindliche Patientensteuerung notwendig, weshalb sie die vorgesehene bundesweit standardisierte Ersteinschätzung begrüßte. Ergänzend dazu müsse aber auch der subakute Versorgungsbedarf abgedeckt werden.

Praktiker aus Leitstelle, Notaufnahme, KVSH und Rettungsdienst diskutierten über Lösungsansätze

Der Leiter der Kooperativen Regionalleitstelle West in Elmshorn, Stephan Bandlow, erklärte, warum große Leitstellen bessere Qualität zu günstigeren Kosten liefern. Schleswig-Holstein hat derzeit sechs Leitstellen bei knapp drei Millionen Einwohnern. Der Referentenentwurf des BMG sieht eine Leitstelle pro eine Million Einwohner vor. Bandlow hält das für einen geeigneten ersten Ansatz.

Von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Reform sei eine bessere Patientensteuerung, sagte Dr. Sabine Jobmann, die Leiterin der Zentralen Notaufnahme des Städtischen Krankenhauses in Kiel. Mit einem digitalen System könne eine gute Vorsortierung erreicht werden.

In der anschließenden Diskussion beklagte auch Alexander Paquet, Leiter Management Versorgungsstrukturen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), dass unterschiedliche technische Systeme die Kommunikation zwischen den Akteuren behinderten. Man müsse diese Blockaden aufheben und die Patientendaten übergeben können. Für einen zusätzlichen Fahrdienst des KVSH-Bereitschaftsdienstes am Tage, der den Rettungsdienst entlasten könnte, fehlten die Ressourcen, sagte Paquet.

Für die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) beschrieb Jan Osnabrügge den enormen Anstieg der Einsatzzahlen in den vergangenen Jahren. Von solchen Steigerungsraten würden die meisten Unternehmen nur träumen. Allerdings gebe es Fälle, in denen Rettungswagen nur aus Haftungsgründen ausrücken würden. Das verursache Kosten und binde Ressourcen. Um das System hier zu entlasten, brauche es klare rechtliche Regelungen. Leider habe der vorliegende Referentenentwurf für den Rettungsdienst überhaupt keine Lösung.

Die Reform kann nur erfolgreich sein, wenn der Rettungsdienst mit einbezogen wird

Insgesamt zeigte sich, dass bei der Reform der Notfallversorgung kein Erkenntnisdefizit bestehe. Die Probleme sind bekannt und der Reformentwurf hat gute Ansätze für eine Verbesserung der Versorgung. Einig waren sich die Fachleute, dass der vorliegende Entwurf nicht ausreiche, sondern dass für ein Gelingen der Reform der Rettungsdienst unbedingt mit einbezogen werden müsse.

Kontakt

Florian Unger
Pressesprecher
vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein
Wall 55 (Sell-Speicher)
24103 Kiel

Tel.: 04 31 / 9 74 41 - 16
Fax: 04 31 / 9 74 41 - 23
E-Mail: florian.unger@vdek.com