polnDelegation

Grußworte/Reden
des Ersatzkassenverbandes
in Thüringen



Redebeitrag von Michael Domrös,
Leiter der vdek-Landesvertretung Thüringen

anlässlich des Besuches einer polnischen Delegation am 30. Juni 2008 im Freistaat Thüringen

- es gilt das gesprochene Wort -



Sehr verehrte Gäste

ich begrüße Sie recht herzlich im Haus der Ersatzkassenverbände im Freistaat Thüringen.

Als die Thüringen-Kliniken Saalfeld-Rudolstadt an uns herantraten und anfragten, ob wir Sie, sehr geehrte Damen und Herren, über fachliche Fragen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung und im Speziellen im Krankenhausbereich informieren könnten, haben wir nicht nur spontan sondern auch gern zugesagt. Immerhin ist Ihr Land ein aus wirtschaftlicher Sicht wichtiges und zugleich interessantes Nachbarland. Und auch, wenn sich die beiden Krankenversicherungssysteme in unseren Ländern teilweise sehr voneinander unterscheiden, gibt es ebenso Parallelitäten und gleiche Entwicklungstendenzen. Wir befinden uns beide im Umbruch. Bei Ihnen sollen mit Hilfe eines Nationalen Gesundheitsfonds Versorgungsstruktur und Versorgungsqualität in den verschiedenen Regionen angeglichen und auf möglichst hohem Niveau stabilisiert werden. Bei uns laufen die Umsetzungen des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes verbunden mit einer weit reichenden Organisationsreform bei Krankenkassen und Verbänden, welches das derzeitige System gehörig durcheinander würfelt.

Unser Gesundheitssystem bietet allen Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit und Schutz im Krankheitsfall. Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken, Psycho- und Ergotherapeuten  bedienen sich der medizinischen Möglichkeiten, die uns dieses System bietet. Wenn wir jedoch hinter die Kulissen schauen, stellen wir fest, dass dahinter ein hochkomplexes und für den Laien kaum verständliches Geflecht aus Organisationen, Abläufen und Interessen steckt. Insgesamt gesehen müssen die gesundheitlichen Interessen von 82 Millionen Bürgerinnen und Bürgern gewahrt bleiben. Dabei geht es um die Sicherung einer hohen Behandlungsqualität auf der einen Seite und um die Wirtschaftlichkeit der medizinischen Leistungen auf der anderen Seite.

In den vergangenen Jahren ist vieles positiv in Bewegung gekommen. Die Versorgungsstrukturen verändern sich, die Zusammenarbeit der Ärzte, Krankenhäuser und anderen Leistungserbringer wird enger, Behandlungsabläufe werden zunehmend besser koordiniert. Dynamische Anpassungs- und Innovationsfähigkeit sind es auch, die unser Gesundheitswesen auf hohem Niveau zukunftsfest machen. Der Gesundheitsbereich ist schon heute die größte Wirtschaftsbranche in Deutschland und verfügt über großes Potenzial, der Wachstumsmotor der Zukunft zu sein.   

- Im deutschen Gesundheitssystem arbeiten derzeit rund 4,26 Millionen Menschen.
- Insgesamt gibt es mehr als 800 Berufe im gesamten Gesundheitssektor.
- Mit dem Gesamtvolumen bestreitet der Gesundheitssektor rund 11 Prozent des   Bruttoinlandsprodukts. 
- Knapp 240 Milliarden Euro jährlich werden in Deutschland für Gesundheit
  ausgegeben. Als gesetzliche Krankenversicherung tragen wir den größten
  Anteil an den Gesundheitsausgaben rund 148 Milliarden Euro.

Gesetzliche Krankenkassen

Träger der gesetzlichen Krankenversicherung sind die gesetzlichen Krankenkassen. Sie sind rechtsfähige Körperschaften öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung. Es gibt sieben Kassenarten und zurzeit etwa 218 Krankenkassen, die bundesweit oder regional organisiert sind.

Die einzelnen Krankenkassen sind zu Verbänden auf Landes- und/oder Bundesebene zusammengeschlossen. Auf Bundesebene haben bisher sieben Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen ihre Mitgliedskassen und deren Versicherte vertreten. Ab 1. Juli 2008 wird diese Aufgabe der Spitzenverband Bund übernehmen. Er löst die bisherigen Krankenkassenverbände ab, wird die Belange der gesetzlichen Krankenversicherung auf Bundesebene vertreten und die Rahmenbedingungen für einen intensiveren Wettbewerb um Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung regeln. Die vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen abgeschlossenen Verträge und seine sonstigen Entscheidungen gelten für die Mitglieder des Spitzenverbandes, die Landesverbände der Krankenkassen und für die Versicherten.

Die Ersatzkassen und ihre Verbände

Als Ersatzkassenverbände vertreten wir auf Bundes- und Landesebene die Interessen unserer Mitgliedskassen. Der Sitz unserer Verbandsgeschäftsstelle befindet sich noch in Siegburg und wird demnächst in Berlin zu finden sein. Für die regionale Präsenz sorgen 16 Landesvertretungen und eine Landesbereichsvertretung in Westfalen-Lippe. Bundesweit vertreten wir ca. 25 Mio. Ersatzkassenversicherte.

Die Landesvertretung Thüringen

Die Landesvertretung Thüringen hat seit 1991 ihren Sitz in Erfurt. Zu unseren Aufgaben gehören im Wesentlichen:

- Vertretung der wirtschaftlichen und politischen Interessen der Ersatzkassen
  in Thüringen gegenüber Landesregierung, Kommunen und sonstigen
  Entscheidungsträgern
- Vertrags-, Gebühren- und Preisverhandlungen mit örtlichen und regionalen
  Vertragspartnern wie Ärzten, Zahnärzten, Krankengymnasten etc.
- Mitgestaltung der Krankenhausplanung in Thüringen
- Zulassungen von bestimmten Leistungserbringergruppen im Bereich der Heil-
  und Hilfsmittel sowie Leistungsangebote der Prävention
- Leistungsstrukturplanung im Bereich Rettungsdienst
- regionale Umsetzung des Pflegeversicherungsgesetzes
- Vertretung der Verbandsziele in der Öffentlichkeit
- Wahrnehmung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Verbände in Thüringen.

Die in Thüringen tätigen Mitgliedskassen (acht) organisieren medizinische Versorgung für rund 470.000 Versicherte. Das ist nahezu ein Drittel der Bevölkerung in Thüringen  Mit ihren qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem dichten Netz von Geschäftsstellen gewährleisten unsere Ersatzkassen damit eine hochwertige medizinische Versorgung.

Aufgaben der Landesvertretung im Bereich der Krankenhausversorgung/-planung

Als Landesvertretung der Ersatzkassenverbände in Thüringen wirken wir u. a. bei der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser mit. Ziel ist eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen, eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern auf der Grundlage von sozialtragbaren Vergütungssätzen sicherzustellen.

Schwerpunkte unserer Tätigkeiten sind insbesondere:

-
Mitwirkung bei der Erarbeitung von Krankenhausplänen
- Anhörung und Nutzung der Mitwirkungsrechte bei der Landesgesetzgebung
- Verträge und Rahmenempfehlungen zur Krankenhausbehandlung
- Verhandlung von Landesbasisfallwert und Ausbildungszuschlag
- Beteiligung bei der Aufstellung von Investitionsprogrammen
- Umsetzung von ambulanten Operationen nach § 115b SGB und von
  ambulanten Leistungen nach § 116b SGB V
- Vertragsgestaltung bei Hochschulambulanzen, Psychiatrischen
  Institutsambulanzen und Sozialpädiatrischen Zentren
- Beteiligung bei der Qualitätssicherung von Krankenhäusern
- Entgegennahme und Verarbeitung von Krankenhausdaten

Sehr geehrte Gäste,

auch Thüringens Krankenhäuser befinden sich derzeit in einer ihrer größten Umbruchphasen.  Privatisierungen und Fallpauschalen verändern die Krankenhauslandschaft. Gleichzeitig kommen durch medizinischen Fortschritt und demografischen Wandel neue Herausforderungen auch auf Thüringer Kliniken zu: Viele Erkrankungen können mit verkürzter Verweildauer behandelt werden. Auf der anderen Seite ist in Zukunft mit mehr Patienten mit spezifischem Versorgungsbedarf (Multimorbidität, chronische  Erkrankungen, Demenz) zu rechnen. Palliativmedizinische Anforderungen nehmen zu. Krankenhäuser spezialisieren sich zu medizinischen Kompetenzzentren, sie öffnen sich für ambulante Leistungen, kooperieren mit anderen Gesundheitsdienstleistern und werden so zu regionalen Gesundheitszentren.

2009 werden wichtige Weichen in der Krankenhauspolitik gestellt. Vor diesem  Hintergrund  stellt sich auch für uns die Frage, wie eine verantwortliche Zukunft der stationären Versorgung aussieht und wie sich Häuser in unterschiedlicher Trägerschaft (im Spannungsfeld von Kostendruck, Investitionsstau, Wettbewerb und Qualitätssicherung) in der Krankenhauslandschaft positionieren werden.

Ich wünsche Ihnen interessante Gespräche und einen angenehmen Aufenthalt in Thüringen und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.




Anfragen richten Sie bitte an:
Kerstin Keding
Tel.: 03 61 / 4 42 52 - 27
eMail: Kerstin.Keding@vdek.com