vdek-Zukunftsforum

Qualität im Krankenhaus – Vom Messen zum Handeln

Dr. Ulrich Oriowski und Ulrike Elsner während der Podiumsdiskussion auf dem vdek-Zukunftsforum 2013
Dr. Ulrich Oriowski und Ulrike Elsner während der Podiumsdiskussion auf dem vdek-Zukunftsforum am 19.11.2013. © vdek/Svea Pietschmann

Union und SPD haben sich in den Koalitionsgesprächen darauf verständigt, Krankenhäuser künftig stärker nach Qualität zu vergüten. Auch für die Ersatzkassen ist Qualität die entscheidende Stellschraube für eine Strukturreform im Krankenhausbereich. Auf dem vdek-Zukunftsforum „Qualität im Krankenhaus – vom Messen zum Handeln“ am 19.  November 2013 in Berlin diskutierten etwa 120 Vertreter der Krankenkassen, Leistungserbringer und Politik, wie eine stärkere Qualitätsorientierung in der stationären Versorgung aussehen könnte.

Der Krankenhaussektor sei mit über 60 Milliarden Euro der ausgabenintensivste Bereich innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), betonte Christian Zahn, Verbandsvorsitzender des vdek, zu Beginn der Veranstaltung. „Darum, aber vor allem im Interesse der Patienten, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Qualität stimmt.“ Zwar gebe es in Deutschland gute Ansätze, Qualität zu messen, es fehle allerdings der Mut, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Deshalb gab der vdek eine Studie beim IGES Institut in Auftrag, die mögliche Lösungswege für eine stärkere Qualitätsorientierung in der Krankenhausversorgung aufzeigen soll.

Die Ergebnisse der Qualitätsmessung belegten ein hohes Qualitätsniveau in der Krankenhausversorgung, berichtete IGES-Geschäftsführer Dr. Karsten Neumann. Allerdings gebe es bei Operationen große Spannweiten zwischen den schlechtesten und besten Krankenhäusern. Kliniken, die längerfristig schlechte Qualität erbrächten, sollten von der Versorgung ausgeschlossen werden können, forderte er. Hier könne man vom Ausland lernen.

Der Gesundheitsökonom Willy Oggier bestätigte dies für die Schweiz. Zwar läge die Schweiz in Bezug auf die Qualitätsmessung weit hinter Deutschland zurück. Was die Krankenhausplanung anbelangt, habe die Schweiz jedoch klare Qualitätsmaßstäbe angesetzt. Um an der Versorgung teilnehmen zu können, müssten die Kliniken ihre Qualität und Effizienz der Leistungserbringung anhand von Qualitätsdaten nachweisen.

Doch wie sieht die Bereitschaft der Bundesländer aus, Qualität in der Krankenhausplanung stärker zu berücksichtigen? Dr. Hermann Schulte-Sasse, Senator für Gesundheit in Bremen – des Landes mit der größten Krankenhausdichte –, betonte, sein Land verpflichte die Krankenhäuser zu einer stärkeren Qualitätssicherung, etwa durch die Pflicht zur Bestellung eines Qualitätsbeauftragten in Bremer Kliniken. Er forderte vor allem mehr Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. „Die Krankenhäuser sollten gesetzlich verpflichtet werden, ihre internen Qualitätsdaten aus dem Strukturierten Dialog zu veröffentlichen, um damit einen echten Qualitätswettbewerb anzuregen.“ Zudem müssten die Rechtsgrundlagen für die Krankenhausplanung erweitert werden. „Wir brauchen eine rechtssichere Planung, die uns später nicht auf die Füße fällt.“

Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken e. V., kommt es darauf an, in einem vertrauensvollen Klima zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern neue Modelle zur Qualitätsverbesserung auszuprobieren, „ohne jedoch die Existenzfrage für die Krankenhäuser zu stellen.“ Gerade in Bezug auf Selektivverträge fürchteten die Krankenhäuser einen Dammbruch und das Ende des Kollektivvertrages.

Schließlich ging Dr. Christof Veit, Geschäftsführer vom BQS-Institut für Qualität und Patientensicherheit, auf die „Güte von Qualitätsdaten“ und mögliche Risiken ein, sollte man diese bei Vergütungsverhandlungen zugrunde legen. „Wenn Pay for Performance kommt, wird Qualitätsmessung noch einmal neu diskutiert werden müssen.“

In der gemeinsamen Diskussionsrunde plädierte vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner dafür, nicht weiter abzuwarten, sondern auf der Basis vorhandener Daten mit der Qualitätssteuerung zu beginnen. „Wir müssen Handlungsfelder aussuchen, wo die Datenlage gut ist und schnell Erfolge zu erzielen sind, etwa bei den Hüft-Endoprothesen.“ So könne die Qualitätsorientierung Schritt für Schritt in der stationären Versorgung verankert werden. Die große Koalition habe jetzt die Chance, zusammen mit den Ländern die Weichen für eine große Krankenhausreform zu stellen.

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