Studie

Notfalldatenmanagement in der Praxis

Mit der Möglichkeit, Notfalldaten eines Patienten abzulegen, soll Anfang 2018 die erste medizinische Anwendung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zur Verfügung stehen. Durch das E-Health-Gesetz macht der Gesetzgeber Tempo bei der Umsetzung. Bis dahin sind aber noch eine Vielzahl von Fragen zu klären.

Die konzeptionellen Grundlagen, wie, welche und für wen Notfalldaten von einem Arzt auf die eGK eines Patienten sinnvollerweise abgespeichert werden sollten, sind weit gediehen. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat als Projektleiter und verantwortlicher Gesellschafter in der gematik für die erste medizinische Anwendung der eGK einen Datensatz und dessen Einsatzszenarien entwickelt und konsentiert. In einem ersten Test im Jahr 2014 wurden in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Münster und Hausärzten aus der Region erste Notfalldatensätze für Patienten angelegt und von Notärzten auf ihre inhaltliche Eignung überprüft. Es zeigte sich, dass die medizinisch-inhaltlichen Elemente für den Notfalldatensatz richtig definiert sind. In einem Folgeprojekt – Notfalldatenmanagement-Sprint – soll unter realen Bedingungen die Praxistauglichkeit in Arztpraxen und Kliniken bei der Anlage von Notfalldatensätzen überprüft werden. 5.000 Patienten erhalten von ihren behandelnden Ärzten einen „echten“ Notfalldatensatz. In einem Zeitraum von sechs Monaten und mit Fokussierung auf eine überschaubare Region soll geklärt werden, wie insbesondere das organisatorische Umfeld und die praktischen Arbeitsabläufe in Arztpraxen und Krankenhäusern gestaltet sein müssen. Wie muss die individuelle Zusammenstellung notfallrelevanter Informationen organisiert sein, wenn Patienten in Arztpraxen und Krankenhäusern typischerweise arbeitsteilig behandelt werden? Welche Informations- oder Schulungsmaterialien für Arzt und Patient sind sinnvoll? Welchen Zeitaufwand benötigt die Anlage des Datensatzes? Wie kann die bereits vorhandene IT, beispielsweise Praxisverwaltungssysteme, den Anlageprozess in den Arztpraxen unterstützen? Die Klärung dieser Fragen ist entscheidend für die Akzeptanz der neuen Anwendung und damit auch für den Nutzen in der Patientenversorgung. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass alle Ärzte dazu mit der neuen Technik der Telematik-infrastruktur (TI) vorab ausgerüstet werden müssen. Ziel des Vorhabens ist es, möglichst frühzeitig erfolgsbestimmende „nicht-technische“ Faktoren zu überprüfen und bei Bedarf rechtzeitig anzupassen. Das Projekt wird während seiner Laufzeit durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet, um die Ergebnisse als Grundlage für die spätere, großflächige Erprobung des Notfalldatenmanagements unter Einbeziehung der technischen Komponenten der TI zu verwenden. Dies erhöht die Chancen, den Patienten eine ausgereifte Anwendung bei  Start des Echtbetriebes spätestens zum 1. Ja- nuar 2018 anbieten zu können.

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