vdek-Fotowettbewerb

Der Selbsthilfe ein Gesicht geben

Gruppenbild bei der Preisverleihung zum vdek-Fotowettbewerb mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, Ulrike Elsner und Christian Zahn vom vdek, Preisträgern und Laudatoren

Was kann Selbsthilfe? Dieser Frage ist der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit der Auslobung eines Fotowettbewerbs unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe nachgegangen. 100 Wettbewerbsbeiträge sind eingegangen, die besten Fotos werden in der Wanderausstellung „Das kann Selbsthilfe!“ gezeigt. Zur Preisverleihung mit knapp 200 Gästen lud der vdek am 5. Juli 2016 in das Berliner Humboldt-Carré.

In ihrer Begrüßung unterstrich vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner das Engagement der Ersatzkassen in der gesundheitlichen Selbsthilfe. So sei die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) seit vielen Jahren einer der wichtigsten und verlässlichsten Förderer der Selbsthilfe. „Auch in diesem Jahr sind die Ersatzkassen mit 28 Millionen Euro ihr Hauptfinanzier in der GKV.“ Problematisch sei allerdings, dass die Selbsthilfe überwiegend von der GKV finanziert werde, obwohl dies eigentlich eine Gemeinschaftsaufgabe für alle Sozialversicherungsträger ebenso wie für die private Krankenversicherung sei. Des Weiteren wies Elsner auf die Risiken des Sponsorings von Selbsthilfegruppen durch Pharmaunternehmen hin und forderte hier mehr Transparenz.

Der Bundesgesundheitsminister hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Selbsthilfe für das deutsche Gesundheitssystem hervor und würdigte das Engagement sowohl der jungen Fotografen als auch des vdek, einen Fotowettbewerb zu diesem Thema auszuschreiben: „Die Selbsthilfe ist ein wichtiger und nicht mehr wegzudenkender Teil des Gesundheitswesens in unserem Land geworden. Die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Mitglieder geben ihr Wissen und ihre persönlichen Erfahrungen weiter und leisten so einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung von Patientinnen und Patienten. Diese besondere Stütze spiegelt sich auch in den Bildern der jungen Fotografinnen und Fotografen sehr gut wider.“

Dr. Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG Selbsthilfe) und Jurymitglied des vdek-Fotowettbewerbs, thematisierte die neuen Herausforderungen für die Selbsthilfe durch die Digitalisierung, auf die es Antworten zu finden gelte. So werde die Selbsthilfe künftig noch vielfältiger werden und sich weiter vom Bild des klassischen Stuhlkreises entfernen.

Welche Bedeutung Bilder in der Gesundheitskommunikation haben, darüber sprach Thomas Wurster in sehr anschaulicher, praxisorientierter Weise. Er ist Verlagsleiter Projekte und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verlag Der Tagesspiegel und war ebenfalls Mitglied der Jury.

Auszeichnung der Gewinner

Der erste Preis, dotiert mit 4.000 Euro, ging an Benedikt Ziegler, Student an der Fachhochschule Dortmund. In seiner Laudatio würdigte Gröhe dessen beeindruckende Fotoserie „Kinderrheuma ist, was Du daraus machst“. Für seinen Beitrag begleitete der 26-Jährige Kinder und Jugendliche mit rheumatischen Erkrankungen über mehrere Monate mit der Kamera. Der Fotograf leidet selbst unter einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung und ist in der Selbsthilfe aktiv.

Susanne Paasch konnte sich über den zweiten Preis, dotiert mit 2.500 Euro, freuen. Ihre Laudatio hielt Christian Zahn, vdek- Verbandsvorsitzender und Vorsitzender der Jury. Die 30-Jährige machte im vergangenen Jahr ihren Abschluss an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und arbeitet als freie Fotografin. Sie erhielt bereits beim ersten vdek-Fotowettbewerb „Wieder gesund?“ im Jahr 2012 den zweiten Preis. Ihre aktuelle Arbeit „Lebensfreude“ thematisiert, wie Menschen mit ihren gesundheitlichen Einschränkungen positiv umgehen.

Der dritte Preis wurde gleich zweimal vergeben, jeweils dotiert mit 1.500 Euro: Er ging an Martha Frieda Friedel von der Kunsthochschule Kassel und an Hannah Lu Verse von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Die Laudatio hielt Fotografin und Dozentin Sybille Fendt von der Berliner Ostkreuzschule und ebenfalls Jurymitglied. Die 27-jährige Friedel hat eine Fotoserie über einen 83-Jährigen eingereicht, der bereits zwei Krebserkrankungen überlebt hat und sein Leben weiterhin aktiv gestaltet. Zur Freude aller war der Senior an diesem Abend auch selbst anwesend. Die Fotoserie der 24-jährigen Verse thematisiert, was Selbsthilfe für Asperger- Autisten bedeutet.

Zusätzlich vergab der vdek, überreicht von Wurster, einen Auszeichnungspreis (500 Euro) an Olivier Colin (36) sowie drei Anerkennungspreise (jeweils 200 Euro) an Felix Gebauer (24), Marina Michaelis (26) und Luisa Braas (28).

Nach der Preisverleihung stellten sich auf dem Podium der Bundesgesundheitsminister, die Preisträger und Laudatoren gemeinsam den Fragen des Moderators Ingo Hoppe vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, der das Publikum auf unterhaltsame Art durch den Abend führte. Einig war man sich darin, den Dialog über die Bedeutung und die Zukunft der Selbsthilfe fortzusetzen.

In seinem Schlusswort betonte Zahn, dass die Selbsthilfe ein wichtiges Element in dem selbstverwalteten Gesundheitssystem in Deutschland sei. Er dankte dem Bundesgesundheitsminister und der Jury, in der auch Dr. Ute Winkler, Referatsleiterin „Grundsatzfragen der Prävention, Eigenverantwortung, Selbsthilfe, Umweltbezogener Gesundheitsschutz“ im Bundesministerium für Gesundheit sowie Jonas Unger, der als Fotograf in Paris lebt, vertreten waren.

Anschließend hatten die Gäste Gelegenheit, sich die Ausstellung „Das kann Selbsthilfe!“ anzuschauen und mit den jungen Fotografen ins Gespräch zu kommen. Begleitet wurde der Abend musikalisch von dem Duo „The Living Music Box“, bestehend aus den zwei sehbehinderten Musikern Parija Masoumi und Thorsten Graf.

Die Ausstellung wird nun in diesem und im nächsten Jahr durch die gesamte Republik wandern, begleitet von einem Fotoband, erstellt in Zusammenarbeit mit dem Tagesspiegel als Medienpartner.

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