Einwurf

Hält das neue Pflege-Qualitätsprüfsystem, was es verspricht?

Am 1. November 2019 ist das neue Qualitätsprüfsystem in der stationären Altenpflege gestartet. Nach rund 100 Tagen zieht der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) eine erste positive Zwischenbilanz.

Die Einführung der Pflegenoten im Jahr 2009 war ein großer Schritt in Richtung Transparenz. Doch zu Recht wurde immer wieder bemängelt, dass die Pflegenoten, die zuletzt im Bundesdurchschnitt bei 1,2 lagen, nicht differenziert genug die Pflegequalität abbildeten. Die Bundesregierung beauftragte daher 2016 den Qualitätsausschuss Pflege – in dem die Verbände der Leistungserbringer und Pflegekassen vertreten sind – mit der Entwicklung eines neuen „Pflege-TÜVs“ auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Neue Qualitätsberichte gliedern sich in drei Teilbereiche

Die neuen Qualitätsberichte setzen sich aus drei Teilen zusammen. Teil eins enthält allgemeine, qualitätsrelevante Angaben zur Einrichtung (unter anderem Bettenzahl, Zahl der Pflegekräfte), Teil zwei (erst ab Sommer 2020 in den Berichten) wird sogenannte Qualitätsindikatoren enthalten, zum Beispiel das Auftreten von Stürzen mit schweren Folgen. Diese Angaben werden durch die Pflegekräfte der Einrichtungen bei allen Bewohnern halbjährlich erhoben und vom Aqua-Institut sowie vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) auf Plausibilität geprüft. Teil drei fasst die Ergebnisse der neuen Qualitätsprüfungen des MDK mit der neuen Bewertungsskala (einem internetgebräuchlichen Sternchen-System) zusammen. Die Prüfungen zielen stärker auf die Ergebnisqualität der Pflege ab, etwa den Ernährungszustand der Pflegebedürftigen. Seit November 2019 überprüft der MDK schrittweise alle ca. 12.000 stationären Pflegeeinrichtungen. Bis Ende 2020 muss jedes Heim einmal geprüft worden sein.

Erwartungen erfüllt?

Doch kann das neue System den Erwartungen gerecht werden? Wir meinen, ja. Eine erste vdek-Auswertung von rund 650 der neuen Qualitätsberichte zeigt, dass das System geeignet ist, gute und schlechte Qualität für den Verbraucher transparent zu machen. Die Qualität der Versorgung in der Altenpflege befindet sich demnach überwiegend auf einem guten Niveau – allerdings gibt es auch klar benennbaren Verbesserungsbedarf. Dies gilt insbesondere für die Bereiche „Unterstützung bei der Mobilität“ und „medikamentöse Therapie“. So erzielten etwa zwölf Prozent der Einrichtungen, bei denen die „Mobilitätsunterstützung“ geprüft wurde, in der Bewertungsskala nur ein oder zwei von vier möglichen Punkten. Hier lagen also deutliche Qualitätsdefizite vor. Beim Prüfaspekt „Medikamentöse Therapie“ waren es sogar 15 Prozent. Das Qualitätsmanagement der Einrichtungen muss derartige Ergebnisse aufgreifen und in den Fokus für interne Verbesserungsprozesse nehmen.

Die neuen Qualitätsberichte werden im vdek-Pflegelotsen im Internet Schritt für Schritt veröffentlicht. Das alte Notensystem für stationäre Einrichtungen wird Ende des Jahres 2020 Geschichte sein.

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