Medizinischer Dienst Bund

Drei Fragen an Sandra Goldschmidt

Das Gesetz für bessere und unabhängigere Prüfungen (MDK-Reformgesetz), das am  1. Januar 2020 in Kraft getreten ist, sieht eine Umwandlung des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) in den Medizinischen Dienst Bund (MD Bund) sowie der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) in Medizinische Dienste (MD) vor. Zur Vorsitzenden des Verwaltungsrates des MD Bund wurde für eine Amtszeit von sechs Jahren die 45-jährige Sandra Goldschmidt, stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di Hamburg, gewählt. Sie wird den Vorsitz im  Wechsel mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Detlef Stange führen.

Inwieweit erfahren die Medizinischen Dienste durch das MDK-Reformgesetz eine Stärkung?

Alle Medizinischen Dienste sind nun eigenständige Körperschaften des öffentlichen Rechts und nicht mehr Arbeitsgemeinschaften der Krankenkassen. Der MDS wird zum neuen Medizinischen Dienst Bund, der – ebenfalls organisatorisch losgelöst vom GKV-Spitzenverband – als Dachorganisation der Medizinischen Dienste die Richtlinien für die Tätigkeiten aller Dienste erlässt. Der Medizinische Dienst Bund hat in Zukunft über die Begutachtungsrichtlinien einen direkten Einfluss auf das Leistungsgeschehen im Gesundheits- und Pflegewesen. Das ist eine ganz schön große Aufgabe, für die wir aber durch die Neuzusammensetzung der Selbstverwaltung über eine komplett ehrenamtliche Besetzung sowie unter Einbeziehung von Betroffenen- und Berufsverbänden in den Verwaltungsräten des Medizinischen Dienstes auf Landes- und Bundesebene aus meiner Sicht bestens gerüstet sind.

Welche Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer Amtszeit setzen?

Ich werde mich im Verwaltungsrat des Medizinischen Dienstes Bund dafür einsetzen, unsere Richtlinienkompetenz zu nutzen, um die Rechte der Versicherten zu stärken und eine gute und gleichzeitig dem Solidarprinzip verpflichtete Versorgung für alle sicherzustellen. Des Weiteren ist es wichtig, die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit sowie die gegenseitige Unterstützung der Medizinischen Dienste in medizinischen und organisatorischen Fragen optimal zu koordinieren und für eine einheitliche Aufgabenwahrnehmung Sorge zu tragen. Ich sehe es außerdem als meine Aufgabe als erste Vorsitzende in der neuen Zusammensetzung des Verwaltungsrates, die unterschiedlichen Interessengruppen mit ihren jeweils ganz eigenen, speziellen Erfahrungen und Expertisen zu einer guten Zusammenarbeit zu bringen und das gemeinsame Engagement für eine gute und transparente Versorgung zu fördern.

Sandra Goldschmidt, Verwaltungsratvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund

Ich glaube daran, dass wir durch die Mitbestimmung der Versicherten die Gesundheits- und Pflegeversorgung verbessern können.

Sandra Goldschmidt, Verwaltungsratvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund

Was treibt Sie persönlich an, für die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen tätig zu sein?

Solidarität und der Wunsch nach Gerechtigkeit. Ich engagiere mich dafür, eine qualitativ hochwertige Versorgung für alle in einem echten Solidarsystem über alle zu organisieren – in dem die starken Schultern mehr tragen als die schwachen, aber alle die gleichen Rechte und Ansprüche haben. Ich glaube daran, dass wir durch die Mitbestimmung der Versicherten die Gesundheits- und Pflegeversorgung verbessern können. Und zwar nicht nur darüber, einfach immer mehr Geld dafür auszugeben, sondern auch dadurch, es anders im System zu verteilen. Das heißt, auch Maßnahmen zu vermeiden, die unausgereift, unnötig oder unwirtschaftlich sind, zugunsten von medizinischen und pflegerischen Leistungen, die evidenzbasiert, qualitätsgesichert, wirtschaftlich und angemessen sind. Zu der Frage der Angemessenheit gehört die Debatte darüber, was wir uns in Deutschland leisten können und wollen.

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