TK-Meinungspuls

Zufriedenheit groß, Änderungsbedarf auch

Der TK-Meinungspuls erhebt seit fast zwei Jahrzehnten, wie die Menschen in Deutschland zu ihrem Gesundheitssystem stehen. Die aktuelle Befragung erfolgte zwischen Lockdown und Bundestagswahl – und erhob Erwartungen an Beiträge, Reformen und Innovationen.

 

Illustration: Digitale Gesundheits-Apps

Zwischen Pandemie und Bundestagswahl ist die Zufriedenheit mit unserem Gesundheitssystem groß – sogar größer denn je. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des repräsentativen TK-Meinungspulses 2021: 46 Prozent der Befragten sind vollkommen oder sehr zufrieden, 44 Prozent zufrieden und nur zehn Prozent sind weniger zufrieden oder gar unzufrieden. Der Anteil der Zufriedenen erreicht damit in dem Jahr, in dem das Gesundheitssystem wie lange nicht im öffentlichen Fokus steht, den höchsten Wert seit dem ersten Meinungspuls 2003. Seit fast 20 Jahren fragt die Techniker Krankenkasse (TK) mit dem TK-Meinungspuls nach, wie die Menschen in Deutschland zu ihrem Gesundheitssystem stehen. Zu wiederkehrenden Trendfragen kommen wechselnde aktuelle Themenschwerpunkte.

Das heißt aber nicht, dass die Menschen keine Veränderungen wollen: Vier von fünf Befragten sehen Reformbedarf, 70 Prozent punktuellen – und zehn Prozent umfassenden. 20 Prozent hingegen haben keinerlei Veränderungswünsche. Für den TK-Meinungspuls befragte Forsa im Januar 2021 im Rahmen einer repräsentativen Umfrage 2.001 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren.

Ganz konkret nach der Priorisierung gesundheitspolitischer Themen befragt, hält eine deutliche Mehrheit von 93 Prozent es für sehr wichtig oder wichtig, die Notfallversorgung für Patientinnen und Patienten zu verbessern. 91 Prozent halten es für sehr wichtig oder wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zu verbessern. Den sicheren und patientenfreundlichen Ausbau der Digitalisierung halten 84 Prozent für wichtig oder sehr wichtig.

Ausgeprägte Offenheit für Neues

Ein Schwerpunkt des Meinungspuls 2021 war die Frage nach der Offenheit für Neues – immerhin hat in der auslaufenden Legislaturperiode die Digitalisierung deutlich Fahrt aufgenommen und viele Möglichkeiten sind noch ungenutzt. Das Ergebnis: Die Befragten zeigen sich grundsätzlich offen, auch wenn nicht alle Neuerungen bereits bekannt oder selbst erprobt sind. Beispiel Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA): Die GKV-Newcomer „Apps auf Rezept“ sind nur 16 Prozent der Befragten bereits bekannt. Am höchsten ist der Anteil hier übrigens mit 20 Prozent bei den 60- bis 69-Jährigen, am geringsten ist er mit neun Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen. Gleichzeitig halten es aber 41 Prozent für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich, selbst einmal eine solche Anwendung zu nutzen. Auch die elektronische Patientenakte (ePA) wird von einer absoluten Mehrheit von 83 Prozent befürwortet. Insgesamt also gute Voraussetzungen, um die digitale Transformation des Gesundheitswesens auch in der kommenden Legislaturperiode weiter voranzutreiben.

Thema Daten: Kassen genießen Vertrauen

Die Diskussion um die digitale Transformation kann nicht geführt werden ohne die Frage nach einem sinnvollen Umgang mit Gesundheitsdaten und deren Schutz. Eine wichtige Diskussionsgrundlage liefert etwa das jüngste Gutachten „Digitalisierung für Gesundheit“ des zuständigen Sachverständigenrats.

Grafik: Bereitschaft zur Datenspende

Bestimmte Aspekte zum Umgang mit Daten hat auch der aktuelle Meinungspuls abgefragt, unter anderem, ob die Menschen bereit sind, Gesundheits- und Fitnessdaten anonymisiert bereitzustellen. Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass die Bereitschaft vom Zweck und vom Empfänger dieser Daten abhängt, und andererseits, dass Krankenkassen neben der medizinischen Forschung bei einer Mehrheit in dieser Hinsicht Vertrauen genießen. So sind 77 Prozent der Umfrageteilnehmer grundsätzlich bereit, mit solchen Daten anonymisiert die medizinische Forschung zu unterstützen. 64 Prozent wären auch bereit, der eigenen Krankenkasse entsprechende Daten zur Verfügung zu stellen, damit diese neue Leistungen entwickeln kann. Nur 23 Prozent der Befragten wären hingegen bereit, solche Daten auch privaten Unternehmen zur Verfügung zu stellen, um persönliche Vorteile zu erhalten.

Pflegeversicherung: Hoffnung auf Digitales

Offenheit zeigt sich auch beim Thema Pflege: So erwarten 58 Prozent, dass die Digitalisierung helfen wird, die Herausforderungen in der Pflege zu lösen. Optimistischer als Menschen mittleren Alters (40- bis 59-Jährige), von denen 52 Prozent diese Erwartung teilen, sind die jungen Erwachsenen (18- bis 39-Jährige) und die Menschen ab 60 Jahren, von denen 61 Prozent bzw. 60 Prozent diese Erwartung haben. Besonders hoch ist dieser Anteil mit 63 Prozent auch unter den Menschen mit höherem Bildungsabschluss, also Abitur oder Studium. Nach konkreten Veränderungen innerhalb der kommenden fünf Jahre befragt, erwarten drei von vier Befragten, dass Pflegeanträge & Co. online gestellt werden können, 58 Prozent, dass Pflegehaushalte regulär mit unterstützender Sensortechnik ausgestattet sind, und 51 Prozent den Einsatz von Video-Chats zwischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen im Pflegealltag.

Großes Vertrauen, Bewusstsein für Reformbedarf und Offenheit für Neues – das ist aus TK-Sicht also eine gute Grundlage für die notwendigen Veränderungen in unserem Gesundheitssystem. Nun geht es vor allem darum, die GKV-Finanzierung zukunftssicher auszubauen und die Digitalisierung weiter voranzutreiben.

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