Politische Bilanz

Drei Fragen an Prof. Dr. Helge Braun

Als Kanzleramtschef und Minister für besondere Aufgaben hat Prof. Dr. Helge Braun seit 2018 unter anderem die Digitalpolitik der Bundesregierung betreut und war ein wichtiger Krisenmanager während der Corona-Pandemie. In ersatzkasse magazin. spricht der gelernte Arzt und Honorarprofessor über die Fortschritte, die in der vergangenen Legislaturperiode bei der Vermittlung von Gesundheitskompetenz gemacht wurden – und darüber, was es noch zu tun gibt.

Eines der zahlreichen Gesetze, die mit Ihnen als Minister verabschiedet wurden, war Ende 2019 das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG). Darin widmet sich ein eigener Paragraf der „Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz“. Was genau ist damit gemeint?

Das „Digitale-Versorgung-Gesetz“ schafft die Rechtsgrundlage für ein Mehr an Digitalisierung im Gesundheitswesen. Da nicht alle Versicherten über die gleichen Erkenntnisse bei Digitalisierungsanwendungen verfügen, werden die Krankenkassen verpflichtet, Leistungen zur Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Einsatzes digitaler oder telemedizinischer Anwendungen anzubieten. Hierdurch sollen der Umgang mit digitalen Anwendungen (zum Beispiel Gesundheits-Apps oder elektronische Patientenakte) vermittelt und die digitale Gesundheitskompetenz gesteigert werden. Ziel der Bundesregierung ist es, dass jede und jeder Versicherte an den Vorteilen der Digitalisierung partizipieren kann.

Helge_Braun_Foto_Tobias-Koch_Zitatbild

Unmittelbare und volle Transparenz erlauben der Bevölkerung, sich ein eigenes Bild in der Pandemie zu machen, und können der Entstehung von Falschinformation und Verschwörungstheorien vorbeugen. Wie wichtig dies ist, ist sicher eine Lehre aus den vergangenen Jahren.

Prof. Dr. Helge Braun, Kanzleramtschef und Minister für besondere Aufgaben

Die Corona-Pandemie hat gesundheitliche Aufklärung auf die politische Tagesordnung gesetzt. Was lässt sich diesbezüglich aus den letzten eineinhalb Jahren lernen?

Ziel der Bundesregierung war und ist es, stets transparent über das Infektionsgeschehen, die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und über Impfungen beziehungsweise Impfstoffe zu informieren. Unmittelbare und volle Transparenz erlauben der Bevölkerung, sich ein eigenes Bild in der Pandemie zu machen, und können der Entstehung von Falschinformation und Verschwörungstheorien vorbeugen. Wie wichtig dies ist, ist sicher eine Lehre aus den vergangenen Jahren. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Meldewege unter anderem durch Digitalisierung optimiert und beschleunigt werden müssen, um Informationen in einer besseren Qualität und schneller zur Verfügung zu stellen. Hierzu leistet der Bund auch mit dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst einen wesentlichen Beitrag.

Seit Corona steht medizinische Forschung so stark im öffentlichen Interesse wie noch nie. Wie hat sich die deutsche Wissenschaftskommunikation Ihrer Meinung nach in dieser Rolle bewährt?

Das Interesse für medizinische Forschung ist im öffentlichen Bewusstsein sicher schon immer vorhanden. Gleichwohl hat sich durch die Pandemie das Tempo für die Entwicklung neuer, innovativer Medikamente, Testverfahren und Impfstoffe erhöht. Bereits im Januar 2020 ist es in Deutschland gelungen, ein geeignetes Testverfahren in Bezug auf SARS-CoV-2 zu entwickeln. Wissen zum und über das Coronavirus wurde in unglaublicher Geschwindigkeit geteilt. Und noch nie ist so schnell ein wirksamer und sicherer Impfstoff entwickelt worden wie gegen SARS-CoV-2. Das uns diese großartige Leistung in Deutschland gelungen ist, erfüllt natürlich mit besonderem Stolz. Wir haben damit bewiesen, dass Deutschland ein guter Wissenschaftsstandort ist. Diesen Wissenschaftsstandort müssen wir ausbauen und fördern.

Weitere Artikel aus ersatzkasse magazin. (5. Ausgabe 2021)