Kurz gefragt

Prof. Dr. Konrad Reinhart zur Sepsis-Aufklärung

Portraitfoto Konrad Reinhart
Prof. Dr. Konrad Reinhart ist Vorstandsvorsitzender der Sepsis-Stiftung.

Wie schätzen Sie das Bewusstsein für die Gefahren einer Sepsis in der Gesellschaft ein?

Leider ist kaum bekannt, dass Sepsis ein Notfall ist wie zum Beispiel ein Schlaganfall. Die Sterblichkeit und das Risiko fast nur Betroffenen bekannter Spätfolgen nehmen im Stundentakt zu. Dabei kann eine Sepsis jeden treffen, sie ist häufiger als Brust-, Darm- und Prostatakrebs zusammen. Nur wenige wissen zudem, dass die Sepsis aus allen Infektionen entstehen kann, nicht nur aus Wundinfektionen.

Wie sensibel für das Thema ist die medizinische Fachwelt?

In Fachkreisen weiß man seit Langem, dass die Mehrzahl der Sepsis-Todesfälle vermeidbar ist: durch Impfungen, verbesserte Hygiene, eine bessere Früherkennung und die Behandlung als Notfall. Die WHO verlangt daher seit 2017, Sepsis in die nationalen Gesundheitsstrategien aufzunehmen, seit 2013 wird ein Nationaler Sepsisplan gefordert. Hier bremst die Politik.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sepsis und Covid-19?

Ja: Die Haupttodesursache bei Covid-19 ist eine virale Sepsis. Damit muss man die bisher über 9.100 Todesfälle durch Covid-19 zu den jährlich ca. 75.000 Sepsis-Toten dazuzählen. Auch die Covid-Langzeitfolgen gleichen denen der Sepsis. Zudem dient eine nationale Infektionspräventions- und Sepsisstrategie der Vermeidung und dem Management zukünftiger Pandemien.

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