Digitale Transformation

Baustein für eine menschlichere Medizin

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet mit großen Schritten voran. Nach zunächst strukturellen Maßnahmen, die den Aufbau der Telematikinfrastruktur (TI) mit der Anbindung der ersten Leistungserbringer und die ersten Fachdienste betroffen haben, kommen die elektronischen Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) nun zunehmend auch bei den Versicherten an. Aber das System ist komplex und so muss Geduld bewiesen werden im zeitlich ambitionierten Einführungsprozess.

Symbolbild: Telemedizin

Die Telematikinfrastruktur soll eine Vernetzung der verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens für einen unkomplizierten und zeitnahen Austausch medizinischer Informationen ermöglichen. Digitale Ansätze aus dem Bereich Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) können Ärzte zukünftig bei Diagnostik und Therapie unterstützen. Telemedizinische Angebote ergänzen die Versorgung der Bevölkerung. Beispielsweise untersucht das vom Innovationsausschuss geförderte Projekt SLEEP WELL vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen und Wartezeiten bei Diagnostik und Therapie von Patienten mit Schlafapnoe neue Versorgungspfade mittels telemedizinischer Unterstützung.

Insgesamt sollen Patienten von einer zunehmend personalisierten Medizin profitieren und durch mehr Autonomie und Selbstbestimmung im Mittelpunkt der digitalen Transformation stehen. So eignen sie sich gesichertes Wissen durch Informationen aus dem Internet an, können Gesundheitsdaten durch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) oder Sensoren selbständig erheben und nutzen diese zur Optimierung ihrer Gesundheit, zur Prävention oder gar zur Diagnostik und Therapie.

Im Sinne der Patienten muss hier jedoch frühzeitig der Erwerb einer digitalen Gesundheitskompetenz vorangetrieben werden. Nur ein aufgeklärter und informierter Patient kann die gewonnenen Daten gemeinsam mit seinen Ärzten richtig bewerten und qualifizierte Entscheidungen treffen. Zertifizierte Medizinprodukte und DiGA müssen von Lifestyle-Produkten differenziert betrachtet werden. Hierbei müssen Patienten und ihre behandelnden Ärzte transparent nachvollziehen können, welche Innovationen wirklich einen nachgewiesenen Nutzen haben und gleichzeitig einen sicheren Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten gewährleisten. Nur so werden alle Beteiligten die Digitalisierung als Baustein für eine menschlichere Medizin begreifen, Sorgen vor Datenmissbrauch und möglicher Überforderung ablegen und sich selbstbestimmt und konstruktiv in den Versorgungsprozess einbringen.

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