Einwurf

Hohe Erwartungen an den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach

Lange wurde über die Besetzung der Ministerposten der neuen Ampelkoalition gerätselt. Nun ist es amtlich: Der Epidemiologe Prof. Dr. Karl Lauterbach wird das Bundesgesundheitsministerium führen. „Um das Amt des Bundesgesundheitsministers scheint sich niemand zu reißen“, so kommentierte Tina Hassel vom ARD-Hauptstadtstudio die Personaldebatten im Kontext der Koalitionsgespräche zur Ampelkoalition. Das Gesundheitswesen gilt als Haifischbecken, die Interessen zwischen Bund, Ländern, Leistungserbringern und Krankenkassen sind vielfältig und nicht einfach zu bündeln, die Strukturen kompliziert. Allein wenn man an die schwierige Finanzierungssystematik der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von Gesundheitsfonds, allgemeinem Beitragssatz und Zusatzbeitragssatz und den Finanzausgleich der Krankenkassen (Morbi-RSA) denkt, wird deutlich, wie komplex das Gesundheitswesen ist.

Prof. Lauterbach gilt als Kenner und möchte das Gesundheitsministerium führen. Als Mediziner, Gesundheitsökonom und erfahrener SPD-Gesundheitspolitiker gestaltet er die Gesundheitspolitik seit mehr als 20 Jahren aktiv mit, etwa als Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung des Gesundheitswesens oder in der Funktion des Sprechers der Arbeitsgruppe Gesundheit oder des stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion. Die Anfänge integrierter Versorgungskonzepte gehen ebenso auf seinen Namen zurück wie die Analyse zur Unter-, Über- und Fehlversorgung des Sachverständigenrates. Sehr viel Anerkennung und Vertrauen ist ihm schließlich im Kontext der Corona-Pandemie zuteil geworden. Unermüdlich kämpfte er um Sachlichkeit und Aufklärung bei der exekutiven Pandemiebekämpfung. Seine umfassende Expertise wird ihm jetzt bei der Bewältigung der vor ihm liegenden Aufgaben dienlich sein.

Portraitbild vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner

Die Erwartungen sind hoch. Der Minister wird sich daran messen lassen müssen, ob es ihm gelingt, die Corona-Krise zu managen. Gleichzeitig gilt es, die vielen guten Absichtserklärungen zur Neugestaltung und Modernisierung des Gesundheitswesens aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek

Einen langen Atem wird er bei den notwendigen Reformen der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen benötigen, um das Gesundheitswesen demografiefest zu machen und eine stärkere Qualitätsorientierung zu erreichen.

Karl Lauterbach weiß, dass eine stabile GKV-Finanzbasis das Rückgrat ist für die anstehenden Reformen. Hier gilt es, die vagen Formulierungen des Koalitionsvertrages rasch zu schärfen. Wir als vdek bieten unsere Unterstützung an und haben bereits konkrete Vorschläge zur Modernisierung des Gesundheitswesens gemacht. Wir wünschen gutes Gelingen und viel Erfolg bei den spannenden Aufgaben.

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