Verbesserung der Versorgung

Telemedizin neu gedacht: Das virtuelle Krankenhaus

Durch Telemedizin gelangt medizinisches Wissen dorthin, wo es gebraucht wird – und das ohne lange Anfahrtswege und volle Wartezimmer. Telemedizinische Anwendungen haben somit das Potenzial, die Versorgung nachhaltig zu verbessern.

Medizinisches Personal tauscht sich per Videokonferenz aus

Telemedizin bietet neuartige Ansätze der Kooperation und Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten ganz im Sinne eines gemeinsamen Behandelns. Um dies zu ermöglichen, müssen zukunftsfähige Versorgungsstrukturen in der Lage sein, interdisziplinäre Zusammenarbeit und digitale Lösungen abzubilden und so die Versorgung professions‑ und institutionsübergreifend zu unterstützen. Auf diese Weise können medizinische Expertise und interdisziplinäres Know-how flächendeckend und in Echtzeit dorthin transportiert werden, wo Bedarf besteht. Daten, Kompetenzen und Expertise sind somit orts‑ und zeitunabhängig für alle Behandelnden sowie für Patientinnen und Patienten zugänglich – für eine qualitativ hochwertige und zukunftsfähige Versorgung.

Bestes Beispiel für eine telemedizinisch unterstützte Versorgung ist das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen (VKh.NRW). Seit dem 30. März 2020 wird mit der Vorstufe des VKh.NRW ein landesweites telemedizinisches Versorgungsnetzwerk betrieben, um schwer an Covid-19 Erkrankte institutionsübergreifend zu versorgen. Bislang haben sich 140 NRW-Krankenhäuser der Allgemeinversorgung dem Netzwerk angeschlossen. Durch den Einsatz von Telekonsilen können diese Häuser auf die Expertise der Unikliniken Aachen und Münster zurückgreifen. Seit Beginn der Vorstufe des VKh.NRW wurden über 3.200 Telekonsile bei mehr als 500 intensivpflichtigen Covid-19-Patientinnen und -Patienten durchgeführt. Das Ziel, die wohnortnahe Versorgung zu stärken, wird erreicht: Verlegungen sind nur in Ausnahmefällen erforderlich, können dann aber passgenau und sehr zeitnah erfolgen.

Telekonsile als lebensrettende Maßnahme

Insbesondere bei unmittelbar lebensbedrohlichen Indikationen sind Telekonsile eine höchsteffektive und lebensrettende Maßnahme. Sowohl auf Ebene der Patientinnen und Patienten als auch versorgungsstrukturell betrachtet wird der Nutzen einer vernetzten Zusammenarbeit mit der zusätzlichen telemedizinischen Unterstützung ausgewiesener Expertenzentren sehr deutlich. Sukzessive wird das VKh.NRW auch Telekonsile zu weiteren Indikationen anbieten.

Infografik_Telekonsil

Der digitale Umbruch in der Medizin muss jetzt gestaltet und realisiert werden! Dazu bedarf es multiprofessioneller, interdisziplinärer und sektorübergreifender Zusammenarbeit über Netzwerkstrukturen auf Bundes‑ und EU-Ebene mit dem Ziel, die Grundlagen und Blaupausen für zukunftsfähige Versorgungsmodelle zu schaffen. Um diese Entwicklung mitzugestalten, wurde im Jahr 2018 das Innovationszentrum Digitale Medizin der Uniklinik RWTH Aachen (IZDM) ins Leben gerufen. Seitdem konzipiert und realisiert das IZDM Großprojekte auf Landes-, Bundes‑ und EU-Ebene und bereitet den Weg für eine Übersetzung in den Versorgungsalltag. Dabei verfolgt es immer den Ansatz einer bestmöglichen patientenzentrierten und wertebasierten Versorgung unter Nutzung digitaler Medizin. Derzeitige Arbeitsschwerpunkte sind insbesondere multiprofessionelle Versorgungslösungen mit gemeinsamen Qualitätsmaßstäben sowie die Implementierung von digitalen Informations‑ und Kommunikationstechnologien wie z. B. Telekonsilen, Videosprechstunden, Telemonitoring und elektronischen Fallakten.

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