Einwurf

Neue Wege in der ambulant-ärztlichen Versorgung

Seit Langem reden wir über den Reformbedarf der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen in strukturschwachen Regionen und in den Städten. Auch der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sieht hier Bedarf. Als notwendige Konsequenz möchte die Regierung eine Kommission einsetzen, um die Krankenhausplanung neu zu strukturieren, auch soll es einen Bund-Länder-Pakt für eine Modernisierung der Versorgung in Krankenhäusern geben. Das reicht aus unserer Sicht nicht aus, weshalb wir konkret drei Maßnahmen vorschlagen:

1. Aufbau regionaler Gesundheitszentren in ländlichen Gebieten

Wir fordern, in ländlichen Räumen eigenständige Gesundheitszentren neu im System zu etablieren. Es geht darum, die Gesundheitsversorgung stärker zu bündeln. In regionalen Gesundheitszentren soll eine Vielzahl an Professionen unter einem Dach tätig werden. Neben einer Mindestzahl von Hausärzten und grundversorgenden Fachärzten sollen andere Gesundheitsfachberufe wie Physiotherapeuten dort tätig sein. Besonders kleinere Krankenhäuser könnten zu diesen regionalen Gesundheitszentren weiterentwickelt werden.

Portraitbild vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner

Der Krankenhausauftrag könnte in strukturschwachen Regionen sinnvoll erweitert werden, wo diese aktuell nicht mehr ausgelastet sind und daher nicht wirtschaftlich arbeiten. Einfachere Operationen, wie Leisten- oder HNO-OP, könnten dort weiterhin stattfinden, im Bedarfsfall mit Übernachtungsmöglichkeit. Diese Bündelung stärkt die Versorgung im ländlichen Raum.

Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek

2. Konsequente Nutzung digitaler Angebote wie Videosprechstunden

Das Potenzial von Videosprechstunden und anderen telemedizinischen Angeboten ist noch längst nicht ausgeschöpft. Auch wenn nicht jeder Kontakt zum Arzt per Videosprechstunde durchgeführt werden kann, können digitale Sprechstunden eine sinnvolle Ergänzung sein. Es gilt, digitale Sprechstunden überall dort, wo es medizinisch und therapeutisch angezeigt ist, stärker in der Versorgung zu etablieren. Dies entlastet Ärzte und Patienten gleichermaßen, stärkt ein hohes Behandlungsniveau und das Arzt-Patienten-Verhältnis.

3. Verstärkte Delegation ärztlicher Aufgaben auf Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte

Bei entsprechender Qualifikation können Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte stärker eingesetzt werden, um beispielsweise chronisch Kranke zu betreuen sowie Hausbesuche und Tätigkeiten wie Wundversorgung zu übernehmen. Die Delegation ärztlicher Leistungen sollte sowohl in bestehenden Arztpraxen als auch in zukünftigen Gesundheitszentren eine wesentliche Rolle spielen.

Diese drei zentralen Punkte anzugehen, heißt Versorgungsstrukturen zu optimieren und zukunftssicher aufzustellen. Eine kürzlich von uns in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage zeigt, dass die Vorschläge bei den Versicherten auf Zustimmung stoßen.

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