Effekt der Corona-Pandemie

Deutlicher Anstieg von digitalen Präventionskursen

Prävention ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie war es vielen Versicherten jedoch nicht möglich, Präventionsangebote wie gewohnt in Anspruch zu nehmen. Kurse mussten unterbrochen oder abgesagt werden, dazu kam die Angst vor Ansteckung bei Inanspruchnahme. So erhielt in der pandemischen Ausnahmesituation die Verfügbarkeit von digitalen Präventionsangeboten einen ganz neuen Stellenwert und wurde zur Lösung der Stunde.

Illustration: Digitaler Präventionskurs

Krankheiten zu vermeiden und Ressourcen zu stärken, sind Kernziele der Primärprävention. Damit sie erfolgreich ist, müssen präventive Maßnahmen auf eine konkrete Zielgruppe ausgerichtet sein, über einen bestimmten Zeitraum erlernt und möglichst gut in den Alltag integriert werden. Besonders motivierend ist dabei die Ausübung in Gruppen. Bereits seit 2014 stellt die Zentrale Prüfstelle Prävention durch eine bundesweit einheitliche Prüfung der Präventionsangebote sicher, dass die Qualitätsstandards des Leitfadens Prävention eingehalten werden. Getragen wird die Prüfstelle von allen Krankenkassen, die sich unter Federführung des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) hierfür eigens zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Antragsteller müssen vielfältige Angaben zu ihren Angeboten machen und entsprechende Dokumente über die Onlineplattform der Prüfstelle einreichen. Nur bei Erfüllung der Anforderungen des Leitfadens erfolgen eine Zertifizierung des Angebots und eine Kostenerstattung an die Versicherten durch die Krankenkasse. Seit 2014 konnte das Zertifikat „Deutscher Standard Prävention“ über 300.000 Mal an positiv geprüfte Präventionsangebote vergeben werden. Versicherte können aktuell aus 140.000 zertifizierten Angeboten auswählen.

Prüfung digitaler Angebote

Digitale Präventionsangebote werden bereits seit 2016 als sogenannte Informations- und Kommunikationstechnologie-basierte Kurse (IKT-Angebote) in der Zentralen Prüfstelle Prävention nach einschlägigen Qualitätsstandards geprüft. Die zertifizierten Angebote sind über die Internetseiten der Krankenkassen selektierbar. Vorher prüft die Prüfstelle routiniert und strukturiert die komplexen, multimedialen Prüfunterlagen. Der Nachweis zur Einhaltung des Datenschutzes gehört ebenso zu den Unterlagen wie Evidenznachweis, Kurskonzept und Testlink zur Simulation des digitalen Angebots. Geprüft werden Onlineseminare, Onlinekurse und Blended Learnings als hybride Mischform. Seit Mitte 2021 werden auch mobile Anwendungen geprüft.

Mehr digitale Präventionsangebote

Vor der Corona-Pandemie war der Bereich mit 23 zertifizierten IKT-Konzepten und 250 Kursen überschaubar. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde eine besondere Maßnahme ergriffen, um den Versicherten die Teilnahme an Präventionsangeboten zu erleichtern. Zeitlich befristet ermöglichten die gesetzlichen Krankenkassen, dass als Präsenzkurs zertifizierte Angebote im Live-Stream an die Teilnehmer direkt übertragen werden können. Dadurch wird es Versicherten ermöglicht, von zu Hause aus an einem Gruppenkurs teilzunehmen, vorausgesetzt datenschutzrechtliche Aspekte wurden durch den Anbieter erläutert und von den Teilnehmern akzeptiert. Noch bis zum 31. Dezember 2022 gilt die Sonderregelung, danach muss jedes digitale Angebot regulär nach den einschlägigen IKT-Kriterien oder gemäß Kapitel 7 Leitfaden Prävention für mobile und flexible Formate zertifiziert sein, um von den Kassen weiterhin erstattet zu werden. Somit haben die Versicherten bis Ende 2022 die Möglichkeit, die übertragenen Präsenzangebote sowie die regulär nach dem Leitfaden Prävention zertifizierten Angebote (Onlinekurse, Blended Learning, Apps) zu nutzen. Die meisten digitalen Angebote stehen im Handlungsfeld Bewegung zur Verfügung, gefolgt vom Bereich Ernährung, darüber hinaus gibt es zahlreiche digitale Angebote zum Stress- und Ressourcenmanagement sowie Suchtmittelkonsum. Die Anbieter haben sich bereits auf die neue Situation und die gestiegene Nachfrage an digitalen Angeboten eingestellt. Während in 2019 lediglich 94 IKT-Konzepte geprüft wurden, stieg die Zahl in 2020 um das Zehnfache auf 936 Prüfungen an und steigerte sich in 2021 weiter auf 1.600 IKT-Konzeptprüfungen. Zwischen 2020 und 2021 wurden doppelt so viele Angebote zertifiziert wie 2019.

Damit das erfreulich hohe Niveau an digitalen Präventionsangeboten erhalten bleibt, werden die gesetzlichen Krankenkassen die geltenden Prüfkriterien für Angebote mit Live-Übertragung vereinfachen. Weiterhin soll der Prüfbereich von flexiblen und mobilen Anwendungen für den Bereich des Datenschutzes ebenfalls vereinfacht nachgewiesen werden können. Im Austausch mit Experten und Fachverbänden identifiziert der vdek als geschäftsführender Verband die relevanten Ansatzpunkte.

» www.zentrale-pruefstelle-praevention.de

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