DAK-Präventionsradar

Pandemie verstärkt Schmerzen und Ängste

In der Corona-Zeit leiden sozial benachteiligte Schulkinder besonders. Das zeigt die sechste Befragungswelle des DAK-Präventionsradars. Die betroffenen Mädchen und Jungen erleben die negativen Veränderungen durch die Pandemie deutlich stärker als alle Vergleichsgruppen. Das gilt für die Lebenszufriedenheit, den Gesundheitszustand und das psychische Wohlbefinden.

Illustration: Schulkind leidet unter Corona-Pandemie

In der aktuellen Befragungswelle gibt fast ein Viertel aller Schulkinder an, mindestens einmal pro Woche unter Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen zu leiden. Mädchen sind stärker betroffen als Jungen. Während jede Dritte von Schmerzen mindestens einmal pro Woche berichtet, ist es bei den Jungen etwa jeder sechste. Besonders stark erhöht ist der Anteil mit 38 Prozent bei den Schulkindern mit niedrigem Sozialstatus. Im wiederholten Querschnitt zeigt sich, dass durch die Pandemie in allen untersuchten Gruppen beim Schmerzerleben eine deutliche Verschlechterung eingetreten ist. Bei sozial benachteiligten Schulkindern macht sich dies jedoch am stärksten bemerkbar: Bei ihnen liegt der Anteil der Betroffenen aktuell um 48 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Der DAK-Präventionsradar untersucht das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern zwischen zehn und 18 Jahren. Die sechste Befragungswelle wurde im Schuljahr 2021/2022 gemeinsam mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in 13 Bundesländern durchgeführt.

Pandemie wirkt stark auf Lebenszufriedenheit

Im Schuljahr 2021/2022 geben Schulkinder ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn im Mittel eine 6,6. Damit liegt ihre Lebenszufriedenheit über dem Niveau des ersten Corona-Schuljahres (5,8), aber weiterhin deutlich unterhalb des Vor-Corona-Niveaus von 7,3. Bei Schulkindern mit niedrigem sozialen Status ist die Differenz am größten. Ihre aktuelle Lebenszufriedenheit ist um 19 Prozent schlechter als vor Corona. Auffällig ist zudem, dass etwa jedes zweite Schulkind im Schuljahr 2021/2022 ein vermindertes psychisches Wohlbefinden zeigt. Auch hier scheint ein niedriger Sozialstatus von Bedeutung zu sein, denn am stärksten betroffen sind die im Mittel 15-jährigen sozial benachteiligten Mädchen mit einem Anteil von 86 Prozent.

Notwendigkeit für unterstützende Angebote

Der aktuelle DAK-Präventionsradar 2022 macht in verschiedenen Bereichen deutlich, dass die Pandemie je nach sozialem Status sehr unterschiedliche Auswirkungen und Folgen hat. „Vermutlich verfügen Kinder und Jugendliche mit einem höheren Sozialstatus über mehr Ressourcen, die notwendig sind, die Ausnahmesituation zu überblicken, einzuordnen und sie letztlich gut zu überstehen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord. „Kinder und Jugendliche erleben während der Pandemie ein deutliches Ausmaß an psychischen Belastungen und Einbußen bei der Lebensqualität. Familien mit einem niedrigen sozialen Status verfügen über weniger Ressourcen zur Bewältigung und benötigen Unterstützungsangebote.“

Präventionsprogramm der Kasse

Für die DAK-Gesundheit markieren die Ergebnisse einen großen Handlungsdruck. „Wir müssen verhindern, dass durch die Pandemie eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und seelischen Leiden entsteht“, betont ihr Vorstandsvorsitzender Andreas Storm. Die DAK-Gesundheit hat sich das Thema Kinder- und Jugendgesundheit auf die Fahnen geschrieben. Um Jugendliche seelisch stark zu machen, hat sie das Präventionsprogramm DAK Smart4me aufgesetzt. Über dieses kostenlose Online-Coaching bekommen Jugendliche einen virtuellen Freund an die Seite gestellt, der sie auf dem Weg zu einem gesunden Umgang mit Stress oder Ängsten begleitet. Zudem engagiert sich die Krankenkasse mit der Kampagne „fit4future“ für eine gesunde Lebenswelt Schule. Seit 2020 gibt es das Programm in modifizierter Form auch für drei- bis sechsjährige Kita-Kinder.

Die Kasse möchte mit ihren Studien zudem verstärkt in den politischen Dialog eintreten. Sie fordert kurzfristig eine konzertierte Aktion der Gesundheitund Familienpolitik in Bund und Ländern, um die Kinder- und Jugendgesundheit zu stärken.

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