Arbeitswelt

Gesundheitsvorteil für die Zukunft?

Die Arbeitswelt ist im Wandel, der sich spürbar auf unseren Alltag und unsere Gesundheit auswirkt. Die hkk Krankenkasse hat in einer Studie mit über 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren untersucht, wie sich dezentrale Arbeitsmodelle auf die physische und psychische Gesundheit auswirken.

Illustration: Homeoffice

Mobiles Arbeiten ist seit der Corona-Pandemie aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Doch wie steht es tatsächlich um die Gesundheit in der neuen Arbeitswelt? Die Ergebnisse der hkk-Studie sind eindeutig: Die Mehrheit sieht in der Flexibilität von Homeoffice und Co. einen Gewinn für die Gesundheit. Die Möglichkeit, Arbeitsort und -zeit flexibler zu gestalten, wird von vielen geschätzt. Die Befragung zeigt, dass vor allem der Wegfall von Pendelzeiten, Kosteneinsparungen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als positive Aspekte dezentralen Arbeitens wahrgenommen werden.

Doch neben den offensichtlichen Vorteilen gibt es auch Herausforderungen, wie der Bremer Arbeitswissenschaftler Dr. Guido Becke in einem Interview zu den Ergebnissen betont. Die Reduzierung sozialer Kontakte und die Notwendigkeit, zwischen Büro und Homeoffice zu pendeln, um der Vereinsamung entgegenzuwirken, sind nur einige Punkte, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen.

Gesundheitsrisiken nicht unterschätzen

Darüber hinaus zeigt die Umfrage auch konkrete gesundheitliche Schattenseiten der neuen Arbeitsformen auf. Rund ein Drittel der Befragten berichtet von Schwierigkeiten, nach der Arbeit abzuschalten, und von körperlichen Beschwerden, die auf nicht ergonomisch eingerichtete Arbeitsplätze zurückzuführen sind. Diese Ergebnisse mahnen, neben den organisatorischen Vorteilen auch die gesundheitlichen Aspekte dezentraler Arbeit nicht zu vernachlässigen.

Um die gesundheitlichen Vorteile dezentraler Arbeit voll auszuschöpfen und die Risiken zu minimieren, sind gezielte Maßnahmen der Gesundheitsförderung unerlässlich. Die Studie legt nahe, dass insbesondere Angebote zur Verbesserung der ergonomischen Arbeitsbedingungen und zur psychischen Unterstützung gefragt sind. Unternehmen sind gefordert, präventive und gesundheitsfördernde Konzepte zu etablieren, die sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen. Ein zentrales Instrument für eine präventive und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung ist die „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung“. Becke kritisiert, dass nur fünf Prozent der Studienteilnehmenden Erfahrungen damit haben, obwohl es ein gesetzlich vorgeschriebenes Arbeitsschutzinstrument ist. Wichtig seien beteiligungsorientierte Ansätze, um sowohl Gesundheitsrisiken zu identifizieren als auch Gesundheitsressourcen der Beschäftigten zu fördern. Abschließend kann ergänzt werden, dass der Wechsel zwischen Arbeit im Büro und Arbeit zu Hause durch betriebliche Regelungen gestaltet werden sollte, um den Beschäftigten hier Orientierung und Handlungssicherheit zu geben und einen Rahmen für eine gesundheitsförderliche Gestaltung dezentraler beziehungsweise hybrider Arbeit zu schaffen.

Dezentrale Arbeit – Chance für gesündere Arbeitswelt

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass dezentrale Arbeit das Potenzial hat, die Arbeitswelt gesünder zu gestalten. Allerdings ist es unabdingbar, dass Unternehmen gesundheitliche Aspekte stärker in den Fokus rücken. Nur so kann der Übergang in eine neue Arbeitswelt gelingen, die nicht nur effizienter, sondern auch gesünder für alle Beteiligten ist.

Illustration: Wie schätzen Sie persönlich den Einfluss Ihrer dezentralen Arbeitstätigkeit auf Ihren allgemeinen Gesundheitszustand ein?

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