Gefährlicher Trend

Neuer Rauschmittel-Trend Nikotinbeutel

Eine aktuelle Studie der hkk zeigt: Kieferorthopädische Behandlungen sind oft teurer und länger als geplant – und nicht immer notwendig. Rund 40 Prozent der Behandlungen dauern zu lange, viele Kinder werden unnötig geröntgt, und einige von der Idealzahnstellung abweichenden Zahnstellungen würden sich auch ohne Behandlung korrigieren. Experten fordern nun klare Standards und eine Reform der Vergütungssysteme, um Eltern finanziell zu entlasten und überflüssige Eingriffe zu vermeiden.

Illustration: Nikotinbeutel

Nikotinbeutel oder Nikotin-Pouches werden unter die Oberlippe geschoben, sodass das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Weil kein Rauch oder Dampf entsteht, können Nikotinbeutel unauffällig und überall konsumiert werden. Der Präventionsradar belegt, dass jeder siebte Schüler und jede zehnte Schülerin im Alter von 16 oder 17 Jahren schon mindestens einmal Nikotinbeutel konsumiert hat. So machten 15 Prozent der Schüler und zehn Prozent der Schülerinnen diese Angabe im Fragebogen des Präventionsradars.

Aufklärungsbedarf bei Eltern und Lehrkräften

Nikotin-Pouches ähneln dem schwedischen Snus – mit dem Unterschied, dass Snus ein Tabakprodukt ist, Nikotinbeutel aber nicht. Da Snus Tabak enthält, fällt es in Deutschland unter die Vorgaben des Tabakerzeugnisgesetzes und ist verboten, wie der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages 2023 feststellte. Er kam aber auch zu dem Ergebnis, dass eine spezielle gesetzliche Regelung für tabakfreie Nikotinbeutel in Deutschland nicht besteht. Fakt ist: Seit 2021 fallen Nikotinbeutel in Deutschland unter das Lebensmittelgesetz und dürfen aufgrund des hohen Nikotingehalts nicht mehr legal verkauft werden. Trotzdem werden Nikotin-Pouches in Online- Shops zum Verkauf angeboten. „Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen. Wir brauchen mehr Kontrollen von Online-Shops, damit Nikotinbeutel nicht im Internet frei verfügbar sind“, kommentiert DAK-Vorstandschef Andreas Storm den neuen Trend. „Wichtig ist auch die Aufklärung der Eltern und Lehrkräfte über die gesundheitlichen Risiken von Nikotinprodukten. Wir brauchen einen Schulterschluss zwischen Eltern, Schulen und Beratungsstellen.“

Hohes Abhängigkeitspotenzial von Nikotin Das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin ist grundsätzlich sehr hoch. Gerade für Heranwachsende ist die suchtauslösende Wirkung von hoch dosierten Nikotinbeuteln gefährlich. „Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich in späteren Lebensjahren – mit allen gravierenden negativen gesundheitlichen Folgen“, so Professor Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel. Das Institut untersucht im Auftrag der DAK-Gesundheit bereits seit 2016 das Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern der Klassen fünf bis zehn. Für die siebte Erhebungswelle im Schuljahr 2022/2023 wurden rund 12.700 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren auch zu ihrem Konsum von Suchtmitteln befragt.

Schulkinder mit niedrigem Sozialstatus greifen eher zum Beutel

Ein weiteres Ergebnis aus der siebten Erhebungswelle: Schülerinnen und Schüler mit einem niedrigen Sozialstatus konsumieren häufiger Nikotinbeutel als Jugendliche mit einem hohen Status. So sind Nikotin- Pouches an Gymnasien weniger verbreitet als in anderen Schulformen. Neben dem Status und der Schulform begünstigt eine hohe individuelle Risikobereitschaft den Griff zum Beutel. Die Studie legt außerdem offen, dass fast alle Kinder und Jugendliche, die schon einmal Nikotinbeutel konsumiert haben, auch mit anderen nikotinhaltigen Produkten wie Zigaretten, E-Zigaretten oder Wasserpfeifen experimentieren. Ab einem Alter von 13 Jahren nimmt dieser Mischkonsum deutlich zu.

Experten warnen vor Gesundheitsrisiken

Nikotinbeutel können, wie andere Nikotinprodukte, vielfältige Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel Kopfschmerzen, Benommenheit, Herzpochen, Schwindel und Übelkeit. „Das Vorhandensein von krebserregenden Stoffen in Nikotinbeuteln ist sehr problematisch. Zudem sind gesundheitliche Probleme in Mund, Rachen und Hals wahrscheinlich“, so Hanewinkel. „Es ist zu hoffen, dass Nikotinbeutel auch in Zukunft nicht im Handel frei erhältlich sind, damit kein weiteres gesundheitsschädliches und für Kinder und Jugendliche attraktives Nikotinprodukt legal auf den deutschen Markt kommt.“

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