Wartezeiten

Mehr und schnellere Arzttermine für gesetzlich Versicherte

Kurzfristig einen Behandlungstermin in einer Facharztpraxis zu bekommen, wird für gesetzlich Versicherte zunehmend schwieriger. Die Wartezeiten sind vielfach lang, in einigen Praxen besteht sogar ein Aufnahmestopp für Neupatient:innen. Welche Wege gibt es, daran etwas zu ändern?

Finanzielle Anreize zur schnellen Terminvergabe wurden in den letzten Jahren ausreichend geschaffen. Hausärzt:innen sowie Kinder- und Jugendärzt:innen, die für ihre Patient:innen einen dringenden Termin in einer Facharztpraxis vermitteln, erhalten eine Vergütung von zurzeit 16,24 Euro. Fachärzt:innen, die diesen Termin bereitstellen, erhalten alle daraus resultierenden Untersuchungen und Behandlungen in dem Quartal extrabudgetär vergütet und bekommen zudem einen Zuschlag, der umso höher ausfällt, je schneller der Termin stattfinden kann. Das gleiche zeitgestaffelte Vergütungsmodell greift, wenn der Termin durch eine Terminservicestelle (TSS) vermittelt wird. Eine substanzielle Verbesserung des Zugangs in die fachärztliche Versorgung für gesetzlich Versicherte resultierte daraus nicht. Die Lösung muss also woanders liegen – und an mehreren Stellschrauben gleichzeitig ansetzen (Abb.1).

Terminservice ausbauen

Ein wesentlicher Baustein ist der Ausbau des Terminservice – strukturell sowie hinsichtlich Erreichbarkeit und Bekanntheit. Das Ziel muss eine gemeinsame Online-Terminplattform der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit einem verlässlichen Kontingent an freien Terminen sein, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen für ihre Versicherten gebucht werden können. Die TSS und KV-Notfallpraxen sollten einen ständigen Online-Zugriff auf die Praxisverwaltungssysteme haben, damit einfach und schnell freie Termine an Akutpatient:innen vermittelt werden können. Gleichzeitig müssen auch die Termine anderer Anbieter wie Doctolib, samedi und jameda über die TSS verfügbar sein. Die Arztsuchen der Kassenärztlichen Vereinigungen müssen vereinheitlicht und mit dem Angebot der TSS (116117.de) verknüpft werden.

Weitere Maßnahmen

Jede Arztpraxis muss Patient:innen zudem die Möglichkeit bieten, Termine online zu buchen und bei Bedarf Folgerezepte anzufragen. Durch automatische Erinnerungen kann der Anteil nicht wahrgenommener Termine reduziert werden. Dringend erforderlich ist auch eine größere Transparenz über die offenen Sprechstunden, die ohne vorherige Terminvereinbarung in Anspruch genommen werden können und schon heute von jeder Arztpraxis anzubieten sind. Die stärkere Nutzung digitaler Formate wie Telekonsilien und Videosprechstunden kann erheblich zu einer Reduktion von Vor-Ort-Terminen und Wartezeiten beitragen. Gleiches gilt für den dringend notwendigen Ausbau von Delegation und Substitution durch die Stärkung nichtärztlicher Berufsbilder wie beispielsweise der Physician Assistents. Die Ersatzkassen gehen hier mit ihrem Projekt der Regionalen Gesundheitspartner voran.

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