BARMER-Jugendstudie 2024

Große Sorge vor Kriegen, Populismus und Extremismus

Populismus und Extremismus bereiten fast jedem zweiten Jugendlichen in Deutschland mit Blick auf die Zukunft Sorgen. Das geht aus der BARMER-Jugendstudie 2024 hervor. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die befragte Generation mit einer Vielzahl globaler Krisen konfrontiert ist, die tiefgreifende Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit haben.

Für die repräsentative BARMER-Jugendstudie 2024 hat das Sinus-Institut im vergangenen Herbst bundesweit 2.000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragt. Die Erhebung zeichnet ein detailliertes Bild der aktuellen Lebensrealität der Jugend hierzulande. 42 Prozent der Befragten nannten Populismus und Extremismus als Grund großer persönlicher Befürchtungen. Lediglich Kriege erwähnten sie mit 59 Prozent noch häufiger. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei 53 Prozent. Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist also die tiefe Besorgnis der Jugendlichen hinsichtlich globaler Konflikte.

Nach Einschätzung der BARMER ist es ein Alarmsignal, dass so viele Teenager in diesen unruhigen Zeiten Zukunftsängste haben. Denn gerade die Lebensphase der Jugend sollte möglichst unbeschwert verlaufen und frei sein von existenziellen Sorgen. Diese können die Psyche massiv belasten und damit auch die Gesundheit beeinträchtigen. Insbesondere die Unsicherheit über die politische Stabilität und die Zunahme extremistischer Tendenzen tragen maßgeblich zu einem Gefühl der Ohnmacht bei.

Die Belastung durch die genannten Sorgen kann auch Folgen für die psychische Gesundheit von Jugendlichen haben. Ein besonders besorgniserregender Befund der BARMER-Studie ist der negative Zusammenhang zwischen Zukunftsängsten und psychischer Gesundheit. Die Studienergebnisse belegen, dass besonders Sorgen um Ausbildung und Bildung sowie um die Arbeitsplatzsuche mit Unzufriedenheit und psychischer Belastungserfahrung korrelieren. Jugendliche, die persönliche Erfahrungen mit psychischer Belastung gemacht haben, zeigen zugleich eine deutlich geringere Lebenszufriedenheit. Diese Faktoren wirken möglicherweise wie ein Teufelskreis: Je mehr persönliche Sorgen Jugendliche haben, desto unzufriedener sind sie und desto stärker ist die Anfälligkeit für psychische Belastungen.

Eigene Zukunft sieht die Mehrheit überraschend positiv

Wie aus der Jugendstudie weiter hervorgeht, schaut die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland trotz der beschriebenen Sorgen grundsätzlich positiv nach vorn und zeigt somit eine bemerkenswerte Resilienz. Demnach blicken 79 Prozent optimistisch in ihre persönliche Zukunft. Das ist derselbe Wert wie noch im Jahr 2023. Während der Zukunftsoptimismus bei Schülerinnen und Schülern mit niedrigerem Bildungsniveau von 70 auf 79 Prozent anstieg, ist er bei angehenden Abiturientinnen und Abiturienten von 82 auf 79 Prozent gesunken. Derzeit sind 79 Prozent der befragten Teenager mit ihrem Leben zufrieden und damit zwei Prozentpunkte weniger als im Jahr 2023. Eine optimistische Einschätzung der Zukunft Deutschlands haben 46 Prozent. Damit rangiert der aktuelle Wert um 16 Prozentpunkte unter dem des Jahres 2021. Die Zukunft der Welt schätzten zuletzt 38 Prozent positiv ein. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als im Jahr 2021.

Maßnahmen der Bewältigung im Umgang mit negativen Einflüssen

Eine insgesamt positive Grundhaltung der Jugend kann nach Einschätzung der BARMER durch verschiedene Coping-Strategien unterstützt werden, also durch Maßnahmen der Bewältigung im Umgang mit negativen Einflüssen. Sport und Bewegung spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie können helfen, Alltagsstress abzubauen und das psychische Wohlbefinden zu fördern. Allerdings beklagen viele Jugendliche einen Mangel an öffentlichen Räumen für körperliche Aktivitäten, was den Zugang zu positiven Bewältigungsmechanismen einschränkt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt kann die familiäre Unterstützung sein. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Geborgenheit kann dazu führen, dass viele Jugendliche eine enge Bindung zu ihrer Familie pflegen und traditionelle Lebensentwürfe wie eine feste Partnerschaft und eigene Kinder anstreben. Dieses Streben nach Stabilität kann als Gegenpol zu äußeren Unsicherheiten gesehen werden und emotionalen Halt bieten. Die BARMER-Jugendstudie zeigt eindrücklich, dass trotz zahlreicher globaler Krisen viele Jugendliche eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Anpassung und positiven Lebensgestaltung aufweisen. Es liegt in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft, diese Resilienz zu unterstützen und jungen Menschen Wege aufzuzeigen, um ihre Zukunft aktiv und hoffnungsvoll zu gestalten.

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