vdek-Presseworkshop: GKV-Finanzen / Effiziente Gesundheitsstrukturen vor Ort

Boris von Maydell, Ulrike Elsner und Michaela Gottfried (v.l.n.r.) beim Presseworkshop am 18. August 2022

Am 18. August 2022 lud der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) in Berlin zu einem Presseworkshop. Auf dem Programm standen zwei drängende gesundheitspolitische Themen: zum einen die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), zum anderen die Weiterentwicklung der ambulant-stationären Versorgung.

GKV-Finanzen auf dem Prüfstand

„Die geplanten Maßnahmen aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) lösen die Finanzprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht. Sie beziehen sich nur auf das Jahr 2023. Im Jahre 2024 sind die Rücklagen der Krankenkassen komplett abgeschöpft“, betonte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek). Das Gesetz belaste die Beitragszahler überproportional, die mit 65 Prozent den Löwenanteil an der Finanzierung tragen sollen. Elsner forderte, die Lasten gerecht zu verteilen. Dazu gehöre, dass die Leistungserbringer einen höheren Beitrag zur Deckung des Finanzlochs beitragen, etwa durch eine Nullrunde im Jahr 2023. Ebenso sollte der Staat seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und für eine auskömmliche Finanzierung der ALG-II-Empfänger sorgen. Zudem müssen die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von 19 auf sieben Prozent abgesenkt und die Bundeszuschüsse für versicherungsfremde Leistungen jährlich dynamisiert werden. „Solange der Staat seiner Verantwortung nicht nachkommt und Strukturreformen nicht angegangen werden, fehlt die Perspektive für eine nachhaltige Finanzierung“, so Elsner.

Video-Statement: GKV fair finanzieren

Ambulant und stationär neu gedacht

Ein weiteres Thema auf dem Workshop waren die Versorgungsprobleme in strukturschwachen Regionen. Um diese zu lösen, schlägt der vdek das Modell der Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) vor. Hier arbeiten Haus- und Fachärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach mit Leistungserbringern aus dem Heilmittelbereich oder der Pflege. Auch einfache Operationen können angeboten werden. Generell gilt, dass die Ambulantisierung vieler bisher stationär erbrachten Leistungen vorangebracht werden muss, um den Anforderungen des demografischen Wandels zu begegnen.

Bei der Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen spielen auch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) eine Rolle. Derzeit existieren 3.500 MVZ in Deutschland, die teilweise von privaten Finanzinvestoren betrieben werden. Die wenigsten verfolgen jedoch den Ansatz, die Behandlung wirklich fachübergreifend sicherzustellen. Kritisch ist zudem, dass ihre Ausrichtung häufig auf renditestarke Geschäftsfelder erfolgt und es eine zunehmende Monopolbildung durch einzelne Träger gibt. Ziel sollte es sein, zukünftig mehr MVZ als RGZ weiterzuentwickeln und dabei Fehlentwicklungen durch klare Regeln zu vermeiden, betonte Boris von Maydell, Abteilungsleiter Ambulante Versorgung beim vdek. Ein völliger Verzicht auf private Investoren ist jedoch nicht zielführend. Von Finanzinvestoren betriebene MVZ sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil unseres modernen Versorgungssystems und ihr Zugang sollte in einem transparenten regulatorischen Rahmen grundsätzlich erhalten bleiben.

Auf dem Presseworkshop wurde außerdem die neue vdek-Broschüre „Effiziente Strukturen für die Gesundheitsversorgung vor Ort. Ambulant und stationär zusammengedacht“ vorgestellt, die Sie hier herunterladen können:

Titelblatt: Effiziente Strukturen für die  Gesundheitsversorgung vor Ort

Broschüre Effiziente Strukturen für die Gesundheitsversorgung vor Ort. Ambulant und stationär zusammengedacht

Beschluss der vdek-Mitgliederversammlung vom 08.07.2022

Video-Statement: Ambulantisierung ausbauen – Kooperation fördern